Der führende russische Oppositionspolitiker
Wladimir Ryschkow sagt seinem Heimatland und dessen Präsidenten
Wladimir Putin eine düstere Zukunft voraus. „Der Rubel wird dieses
Jahr noch stärker an Wert verlieren. Für Putins Regime ist das eine
ernsthafte Bedrohung“, sagt Ryschkow in einem Interview mit dem
stern.
Die Schuld daran sei ganz allein beim Kreml zu suchen, denn mit
Wirtschaftssanktionen des Westens sei nach der Krim-Annexion zu
rechnen gewesen. Ryschkow: „Die gesamte Bevölkerung Russlands zahlt
jetzt für die Krim.
Auch für die enormen Ausgaben für den Krieg im Osten der Ukraine
müssten die Russen teuer bezahlen. Jetzt zeige sich besonders
drastisch die Abhängigkeit Russlands vom Geschäft mit dem Öl. Die
Privatwirtschaft funktioniere kaum, ebenso wenig die Industrie. „Das
liegt auch am System: In Russland fehlt es an Rechtssicherheit,
Eigentum ist nicht geschützt, Korruption wuchert, Bürokratie und
Steuern ersticken jede Initiative. Reformen wurden verschoben“, sagt
Ryschkow dem stern. „Putin hat auf staatlichen Kapitalismus gesetzt,
auf staatliche Monopole. Die großen Staatskonzerne werden von seinen
Freunden geleitet, einer kleinen Kreml-Clique. … Diese Unternehmen
sind dabei stark verschuldet.“
Ryschkow rechnet damit, dass die Zustimmung für Putin rapide
sinken wird. „Wenn die Probleme größer werden, Preise um 40 Prozent
steigen, dann lässt sich das nicht mehr durch Patriotismus oder
Kriege auffangen“, sagt er und prognostiziert: „Es wird mehr Arme
geben.“ Langfristig würde Putin „sein Regime nur schwer halten
können. Es wird Auseinandersetzungen innerhalb des Kremls geben, das
passiert heute schon.“
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