Von Klaus Welzel
Das Leben in Afghanistan, in Somalia, in Nigeria, Sudan oder Iran
ist hart. Es ist ungerecht. Die Menschen werden unterdrückt,
ermordet. Sie müssen all das erleiden und erdulden, was in einem Land
wie Deutschland pure Abscheu hervorruft. Darunter die Steinigung von
unverheirateten Paaren oder auch von vergewaltigten Mädchen. Ein
humanitärer Albtraum. Ein Albtraum, der durchaus mit Berechnung immer
wieder im Vorfeld des Afghanistan-Einsatzes thematisiert wurde. Die
sichtbar gemachte Menschenverachtung der Taliban sollte
verdeutlichen, welche Potentaten da Ende des 20. Jahrhunderts Angst
und Schrecken verbreiten. Und die Steinigung eines jungen Paares vom
Sonntag – direkt unter den Augen der in Kundus stationierten
Bundeswehr – zeigt: Der Albtraum ist noch lange nicht zu Ende. Auch
nach neun Jahren Krieg nicht. Die demonstrative Steinigung kann in
diesem Zusammenhang als weitere Kampfansage der Taliban verstanden
werden: Wir sind noch lange nicht besiegt. So sieht das wohl auch der
neue Oberbefehlshaber, General Petraeus, der den Abzugstermin Juli
2011 in Frage stellt. Militärisch ist das vermutlich eine ehrliche
Aussage. Politisch ist sie jedoch kaum haltbar.
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