RNZ: Im Umbruch

Von Klaus Welzel

Die Herrscher von Kairo reagierten schnell: Sie klemmten das
Internet in Ägypten ab, kappten Telefonleitungen und hofften, so den
Protest zum Erlahmen zu bringen. Diese Taktik schlug fehl. Sie wäre
auch in Tunesien fehlgeschlagen, weil sie zwar die Informationswege
behindert, aber die Ursachen der Proteste komplett ignoriert.
Ursachen? Husni Mubarak setzt auf Brutalität, den Widerstand auf der
Straße lässt er blutig unterdrücken, seit gestern Abend gilt gar eine
Ausgangssperre für das ganze Land. Ägypten zeigt damit lediglich, was
ohnehin schon alle wissen: Es ist eine Diktatur. Doch die Potentaten
von Kairo, Tunis, Amman oder Algier werden langfristig weggefegt,
wenn sie nicht bereit sind, die gröbsten sozialen Ungerechtigkeiten
zu beseitigen. Länder, die nicht über Ölquellen verfügen, haben eben
weniger zu verteilen, sie können ihr Volk nicht so leicht satt
machen. Und darum geht es. Die USA und Europa schwenken in diesen
Tagen bereits um, orientieren sich an der Lichtgestalt El Baradei.
Doch der Friedensnobelpreisträger mag aus westlicher Sicht zwar der
ideale Mubarak-Nachfolger sein – ob die jungen Ägypter ihm folgen
werden, ist nicht gesagt. Letzten Endes kommt es wohl ebenso wie in
Tunesien darauf an, auf welche Seite das Militär sich schlägt. Bisher
auf Mubaraks.

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