Vergebene Mühe
Von Alexander R. Wenisch Es gibt noch Idealisten, die ziehen in
die Welt, um „Liebe für alle“ zu verteilen. Doch der Sommer der Liebe
ist längst vorbei und der Hindukusch ist nicht San Francisco. Zehn
Mitarbeiter der christlichen Organisation IAM haben ihr Liebeswerben
in Afghanistan nun mit dem Tod bezahlt. Berufsrisiko. Und fahrlässige
Naivität. Faktor Sicherheit. Andere internationale
Hilfsorganisationen setzen am Hindukusch längst auf strenge
Schutzmaßnahmen für ihre Mitarbeiter. Zum Credo der IAM-Christen
zählte nun: Keine Waffen und die Hoffnung, von der lokalen
Bevölkerung wohlwollend empfangen zu werden. Zeitweise sollen die
Ärzte sogar nur per Pferd gereist sein -durch Nuristan, eine der
gefährlichsten Regionen Afghanistans. Zweiter Naivitäts-Faktor: Das
Image. Der Chef der IAM betont, sein Ärzte hätten nicht missioniert,
hätten keine Bibeln verteilt. Nehmen wir an das stimmt. Den
Taliban-Kämpfern, die sich nun mit dem Mord brüsten, dürfte das egal
sein. IAM ist mit christlichem Auftrag unterwegs, die Mitarbeiter
bekennen sich zu ihrem Glauben. Das steht ihnen frei. Doch wer sich
lebt gefährlich. Dafür sind die IAM-Morde ja nicht die ersten
Beispiele. Man drehe es wie man will: Gerade die Taliban zur
(christlichen oder weltlichen) Liebe bekehren zu wollen, ist
vergebene Mühe.
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