RNZ: Charmeoffensive Das Werben der türkischen Regierung passt zur Herangehensweise der schwarz-gelben Koalition an die Migrationspolitik

Von Klaus Welzel

Selten herrschte so viel Einigkeit zwischen der türkischen und der
deutschen Politik, dass die so genannten Deutschtürken sich besser
integrieren müssen. Ankara und Berlin ziehen hier erstmals am
gleichen Endes des Seils. Das wird auch die Türkeireise von
Bundespräsident Wulff zeigen, der am Dienstag sogar vor dem Parlament
in Ankara sprechen wird. Die Migrationspolitik, so scheint es auf den
ersten Blick, erreicht eine neue Stufe. Sie bemüht sich um
Zukunftsfähigkeit. Gäbe es nicht die unionsinterne Debatte um das
konservative Profil. Zwar bediente Angela Merkel hier auf dem
Deutschlandtag der Jungen Union das Bedürfnis nach einem Lagerdenken,
indem sie das alte Feindbild „Multikulti“ wiederaufleben ließ – um es
so gleich als Gesellschaftsmodell zu beedrigen. Doch die faktische
Politik der schwarz-gelben Bundesregierung spricht eine ganz andere
Sprache. Sowohl von FDP als auch Union wird eine neue,
leistungsbezogene Zuwanderungspolitik forciert. So erfreulich, weil
pragmatisch, dieses Vorgehen ist: Es wird ebenfalls zu einer sich
verändernden Gesellschaft beitragen. Denn auch gebildete Migranten
bringen ihre Kultur und ihre Religion mit. Sie werden deshalb das in
der Bevölkerung schrumpfende Deutschland nachhaltig verändern. Genau
hier kommt die derzeitige türkische Charmeoffensive zum Tragen. Aus
Migranten müssen Bürger werden.

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