Die Eiszeit zwischen der Türkei und Israel hat
bedrohliche Formen angenommen. Die Ausweisung des israelischen
Botschafters und die Drohung Ankaras, mit Waffen zu reagieren, falls
Israel erneut türkische Schiffe angreife, ist inakzeptabel. Der
UN-Untersuchungsbericht zum Angriff auf die als Hilfsflotte für die
Palästinenser deklarierten Schiffe nennt die Blockade des
Gaza-Streifens ausdrücklich rechtmäßig und billigt den Israelis in
diesem Fall auch zu, Schiffe außerhalb der eigenen Hoheitsgewässer zu
stoppen. Den türkischen Aktivisten darf dagegen unterstellt werden,
dass sie provozieren wollten und den Kampf für die TV-Kameras
suchten. Zwar war die israelische Militäraktion mit neun Toten
gänzlich überzogen. Doch das rechtfertigt die Reaktion Ankaras nicht,
die leider kein Einzelfall ist: Das Säbelrasseln erinnert an die
Drohung von Regierungschef Erdogan, die Beziehungen zur EU
einzufrieren, wenn Zypern 2012 die EU-Ratspräsidentschaft übernehme.
Im Fall Gaza will Erdogan offenkundig vor allem in der muslimischen
Welt punkten. Dafür spielt er mit dem Feuer. Den Israelis sei das
Sprichwort ans Herz gelegt, wonach der Klügere nachgibt. Eine
offizielle Entschuldigung könnte die brisante Lage vielleicht noch
entschärfen.
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