Rheinische Post: Nicht alles ist Gold

Ursula von der Leyen hat sich aus
finanzpolitischen Debatten bisher herausgehalten, denn davon versteht
sie nicht viel. Nun aber wagt sich die stellvertretende
CDU-Vorsitzende ins heikle Terrain. Ihre Forderung, die Griechen
sollten als Sicherheit für Notkredite ihre Goldreserven bieten,
bedient die Sehnsucht vieler in ihrer Partei nach mehr Gegenleistung
bei der enorm teuren Euro-Rettung. Die Arbeitsministerin ist nicht
die erste, die diesen Vorschlag macht, vor ihr taten dies auch schon
namhafte Wirtschaftspolitiker ihrer und anderer Parteien. Doch das
macht die Idee auch nicht vernünftiger. Die Goldreserven sind
Eigentum der Zentralbanken im Euro-System. Greifen die Regierungen
danach, stellen sie die Unabhängigkeit ihrer Notenbank in Frage.
Diese Unabhängigkeit aber ist ein (geld-)politisches Heiligtum: Ohne
sie wären der Willkür bei der Geldschöpfung Tür und Tor geöffnet;
gerade die Deutschen wissen um diese Gefahr. Griechenlands
Zentralbank verfügt anders als die Bundesbank zudem nur über wenig
Gold. Sein Gegenwert erreicht mit etwa vier Milliarden Euro kaum ein
Prozent der griechischen Staatsschuld. Von der Leyen hätte sich doch
besser zurückgehalten – oder eine andere populäre Forderung
aufgestöbert.

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