Rheinische Post: Kommentar / Grexit ist kein Ausweg = Von Antje Höning

Die Euro-Krise war nie überwunden. Doch nun
kehrt sie auch für das breite Publikum sichtbar zurück. Die Griechen
stürmen ihre Banken, die Rufe nach einem Austritt aus der Euro-Zone
werden lauter. Ach, ein Grexit wäre schön bequem: Die Griechen
müssten sich selbst helfen, der deutsche Steuerzahler bräuchte keine
Garantien und Gelder mehr geben. Die Grundsatz-Debatte, ob
Deutschland den Euro braucht, wäre die Union auch los und hätte eine
offene Flanke weniger gegenüber der AfD. In der Tat: Man hätte Hellas
nie in den Euro aufnehmen dürfen. Und die Währungsunion könnte dank
ihrer Rettungsschirme und der EZB heute einen Grexit besser
verkraften als vor drei Jahren. Dennoch sollte die Politik das
Experiment nicht wagen. Griechenland würde ein Grexit heute wie
damals in Chaos stürzen (was auch der Linkspopulist Tsipras
eingesehen hat). Dass Anleger Spanien oder Italien das Geld abdrehen,
ist trotz der Rettungsschirme nicht ausgeschlossen. Das würde der
Euro nicht aushalten. Auf Reformen bestehen (und mit weichem
Schuldenschnitt nachhelfen) ist die bessere Lösung.

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