Der Verteidigungsminister Karl-Theodor zu
Guttenberg (CSU) hat sich mit seinem Blitzbesuch in Afghanistan
endgültig als Showmaster der deutschen Politik etabliert. Dachte man
nach der Israel-Reise von Bundespräsident Christian Wulff mit Tochter
Annalena noch, die politische Familiensymbolik sei nicht zu toppen,
legt Guttenberg einen drauf. Mit Ehefrau Stephanie und TV-Star
Johannes B. Kerner kurz vor Weihnachten ins Feldlager nach Kunduz –
das ist allerbestes Entertainment. Nur braucht das jemand am
Hindukusch? Sicher, die Soldaten wünschen sich Aufmerksamkeit für
ihren schwierigen, lebensgefährlichen Kampf fern der Heimat. Sicher,
der Afghanistan-Einsatz darf nicht nur die deutsche Öffentlichkeit
erreichen, wenn ein Soldat gefallen ist. Aber helfen schöne Bilder
einer Ministergattin und eine Talkshow im Privatfernsehen bei der
notwendigen Verankerung eines ehrlichen Respekts der Deutschen
gegenüber ihren Streitkräften im Ausland? Eher nicht. Guttenberg
hätte seine Leidenschaft besser in den Haushaltsverhandlungen
eingebracht, als es um die Ausrüstung, die Ausstattung und die
Bezahlung der Streitkräfte ging. Auch das Engagement in der Heimat
für Hinterbliebene, Sanitäter und Traumatisierte des Krieges ließe
sich ausbauen. Das geht allerdings nicht immer mit Kamera.
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