Rheinische Post: Ehrlicher Mehdorn

Wenn der neue Chef eines Unternehmens schon an
seinem ersten Arbeitstag in einer Videobotschaft an die Mitarbeiter
das Wort „Stellenabbau“ in den Mund nimmt, sind die Weichen gestellt.
Da kann Mehdorn dieses Wort mit noch so vielen Beschwichtigungen
umstellen – es ist in der Welt. Und in den Köpfen der 9000
Mitarbeiter von Air Berlin, die nun um ihre Arbeitsplätze bangen.
Immerhin redet Mehdorn halbwegs Klartext. Nachdem Air Berlin in einer
jahrelangen Einkaufstour Fluggesellschaften zusammengerafft hat, ist
sie nun zwar Deutschlands zweitgrößte Airline. Aber einige der
Zukäufe waren ein so schlechtes Geschäft, dass sie heute den gesamten
Konzern gefährden. Er liegt am Boden, verdient seit Jahren kein Geld
mehr und wird von seinen Schulden beinahe erdrückt. Will Mehdorn die
Fluggesellschaft retten, muss er die Kosten-Notbremse ziehen. Und
dazu gehört – wie bei fast jedem Sanierungsfall – mit größter
Wahrscheinlichkeit auch der Abbau von Personal. Vermutlich hat der
69-Jährige keine andere Wahl. Aber wenn die Mitarbeiter diese bittere
Pille schon schlucken müssen, schuldet ihnen Mehdorn wenigstens
größtmögliche Ehrlichkeit. Es sieht so aus, als habe er sich genau
dazu entschieden.

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