Rheinische Post: Bundesregierung: Krankmeldungen verursachen 75 Milliarden Euro Schaden im Jahr

Die Zahl der Tage mit Arbeitsunfähigkeit nach
Krankschreibungen in deutschen Unternehmen und Behörden ist in den
neun Jahren zwischen 2008 und 2016 drastisch um mehr als 60 Prozent
auf fast 560 Millionen gestiegen. Der dadurch ausgelöste
volkswirtschaftliche Schaden nahm nach Angaben der Bundesregierung in
dem Zeitraum um 75 Prozent zu. Er betrug im vorvergangenen Jahr 75
Milliarden Euro, wie aus der Regierungsantwort auf eine Anfrage der
Linksfraktion hervorgeht, die der Düsseldorfer „Rheinischen Post“
(Freitag) vorliegt. Allerdings ist dabei die Preisentwicklung nicht
berücksichtigt. Inflationsbereinigt ergebe sich ein Schadenszuwachs
von mehr als 30 Prozent in den vergangenen 20 Jahren, so das
Gesundheitsministerium. Auch die Krankenkassen verzeichneten einen
Anstieg des Krankenstands bis 2015, der sich in den Jahren danach
aber vorerst nicht mehr fortsetzte. Die Ursachen des Anstiegs liegen
an einigen positiven Trends, aber auch an Fehlentwicklungen. So hat
die Erwerbstätigkeit seit 2008 deutlich zugenommen. Alleine deswegen
sei die Zahl der Krankschreibungen stark gewachsen, argumentiert die
Regierung. Hinzu komme eine überdurchschnittliche Zunahme älterer
Arbeitnehmer, deren Arbeitsunfähigkeit durchschnittlich mehr als
doppelt so lange andauere wie bei den bis zu 39-Jährigen. Allerdings
zeigen die Daten auch, dass die psychischen Belastungen am
Arbeitsplatz erheblich zugenommen haben. Sie sind 2016 gegenüber 2008
um 125 Prozent geradezu explodiert, wie aus der Regierungsantwort
hervorgeht. „Beschäftigte dürfen nicht wie Verschleißteile behandelt
werden. Immer mehr, immer schneller, immer unsicherer: solche
Arbeitsverhältnisse bringen Rekordgewinne, lassen Arbeitnehmer aber
körperlich und seelisch ausbrennen“, sagte Linken-Politikerin Jutta
Krellmann.  Sie forderte ein Verbot von sachgrundlosen
Befristungen und eine Anti-Stress-Verordnung.

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