Rheinische Post: Besuch in Iran

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren,
dass die Machthaber im Iran im Falle der beiden inhaftierten
deutschen Journalisten Vergeltung üben. Immerhin sitzt Deutschland
neben den fünf ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates mit am
Tisch, wenn es um das umstrittene iranische Atomprogramm geht. Der
Westen verdächtigt die Führung in Teheran, heimlich an Atomwaffen zu
forschen. Die wegen der iranischen Ablehnung von Transparenz und
effektiven Kontrollen verhängten Sanktionen trägt Deutschland mit.
Nun musste Außenminister Westerwelle Druck machen, er musste seinen
Amtskollegen in Teheran bitten, ein Treffen der beiden Inhaftierten
mit Verwandten zu ermöglichen. Dass dies nach Zusagen, Verschiebungen
und einer zermürbenden Hinhaltetaktik nun möglich war, ist schön.
Doch aufatmen können die Deutschen nicht. Teheran signalisiert keine
rasche Freilassung der seit fast zwölf Wochen Festgehaltenen. Ihr
Vergehen: Sie hatten ohne Journalisten-Visum gearbeitet oder zu
arbeiten versucht. Teheran sollte mit einer Freiheits-Geste für
positive Schlagzeilen sorgen. Das würde den Umgang mit dem Land
erleichtern und helfen, Irans ramponiertes Erscheinungsbild ein wenig
zu korrigieren.

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