rbb exklusiv zur Ermittlungspanne: Polizei wertete Amris Handy mit Waffenfotos nicht aus

Im Fall Amri hat es eine weitere, schwerwiegende
Ermittlungspanne gegeben.

Handy-Fotos, die den späteren Attentäter Anis Amri mit Waffen
zeigten, wurden nach Beschlagnahme seines Handys am 18. Februar 2016
entgegen den Absprachen nicht von den Landeskriminalämtern
Nordrhein-Westfalen und Berlin ausgewertet. Wie der rbb exklusiv
berichtet, liegen dem Senders Fotos von Anis Amri mit einer Pistole
vor, wobei das Bundeskriminalamt nicht ausschließe, dass es sich um
die spätere Tatwaffe handeln könnte, mit der Amri am 19. Dezember den
polnischen LKW-Fahrer Lukasz Urban tötete, bevor er den LKW kaperte.
Auch zeigen Fotos Amri nach rbb-Angaben mit einer Machete sowie mit
einem gefährlichen Messer posierend in der Berliner Fussilet-Moschee.
Während NRW-Innenminister Herbert Reul das Versagen einräumte, sagte
Polizeipräsident Klaus Kandt gegenüber dem rbb und der Berliner
Morgenpost, ihn könnten solche Fotos nicht „überraschen“, denn
„solche Menschen“ setzten sich „gern mit Waffen in Pose“. Kandt
verwies darauf, dass Amri ohnehin zu diesem Zeitpunkt unter enger
Beobachtung der Behörden gestanden habe.

Der Berliner Opferanwalt Andreas Schulz kritisierte gegenüber dem
rbb diese Situation als einen „der entscheidensten Fehler“, denn
hätte man schon damals aufgrund der Fotos Amri kontrollieren und
womöglich wegen unerlaubten Waffenbesitzes in Untersuchungshaft
nehmen können.

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