Quotenmodelle: Rückwärtsgewandt und mittelstandsfeindlich

Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) zeigt
sich verwundert über die wiederholten Forderungen, für den Ausbau
Erneuerbarer Energien in Deutschland ein Quotenmodell anstelle des
bewährten Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) einzuführen.
„Ausgerechnet diejenigen, die am lautesten nach mehr Markt und
Wettbewerb rufen, möchten ein System etablieren, dass an Mehrkosten,
staatlichen Vorgaben und bürokratischem Aufwand kaum zu übertreffen
ist“, stellt BEE-Präsident Dietmar Schütz fest.

„Der Vorschlag eines so genannten Quotenmodells ist so alt wie das
EEG, nur wird er nicht besser, wenn man ihn ständig wiederholt“, gibt
Schütz zu Bedenken. In Staaten, in denen Quotenmodelle praktiziert
werden, waren sie bislang ohne Erfolg.

Beispiel Großbritannien: Obwohl im Vereinigten Königreich deutlich
mehr Wind wehe, seien dort Ende 2011 gerade einmal rund 7.000
Megawatt Windkraftleistung installiert gewesen – während es in
Deutschland mehr als 28.000 Megawatt waren. „Und das, obwohl die
durchschnittliche Windvergütung dort mit 13 Cent pro Kilowattstunde
deutlich höher lag als in Deutschland“, erklärt Schütz.

Der Grund: Weil der britische Staat planwirtschaftlich die zu
installierenden Mengen für Erneuerbare Energien festlegte und über
Ausschreibungen versuchte, den günstigsten Anbieter zu finden,
erhielt er nur Angebote von großen Unternehmen mit hohen
Renditeerwartungen. Ein mittelständisch geprägter Markt mit neuen
Akteuren konnte sich im britischen Stromsektor bis heute nicht
entwickeln.

Untersuchungen der Beratungsgesellschaft Ernst&Young aus dem Jahr
2011 haben gezeigt, dass feste Einspeisetarife für Erneuerbare
Energien in puncto Kosteneffizienz, Anwendbarkeit und Akteursvielfalt
nicht nur den klassischen Quotensystemen überlegen sind, sondern auch
so genannten Bonus-/Prämiensystemen.

Beim Quotenmodell setzt der Staat eine bestimmte Menge an Strom
aus Erneuerbaren Energien fest, die bereitgestellt werden muss. Die
Einhaltung der Mengenvorgaben wird durch die Vergabe von Zertifikaten
kontrolliert, die gehandelt werden können. Da Markt- und
Handelspreise für Zertifikate schwanken, bleibt die
Planungssicherheit für Anlagenbetreiber gering. Kapitalgeber zögern,
neue Anbieter zu unterstützen, so dass in der Regel nur
kapitalstarke, etablierte Marktteilnehmer Investitionen in Anlagen
Erneuerbarer Energien riskieren.

Hinzu kommt, dass Investoren durch ihre Planungsunsicherheit wegen
der instabilen Strom- und Zertifikatepreise Risikoaufschläge
verlangen, die sie auf den Kilowattstundenpreis weitergeben. Auch
führen Zertifizierung und Zwischenhändler insbesondere bei
Kleinanlagen zu überproportional hohen Kostensteigerungen. Während
die Anbieter der günstigsten Erzeugungsart Mitnahmegewinne erzielen
und den Zertifikatemarkt dominieren, können für den Moment noch
teurer produzierende Anbieter ihren Strom nicht mehr vermarkten und
das Potenzial dieser Technologien bleibt ungenutzt. Der Wettbewerbs-
und Innovationsdruck kommt zum Erliegen.

„Letztlich wird durch die Festlegung einer festen Quote ein
dynamischer, sich selbst tragender Ausbau Erneuerbarer Energien
uninteressant, da sich keine Investition mehr über das Quotenziel
hinweg lohnen wird“, warnt Dietmar Schütz.

Nicht nur zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen, sondern
auch die praktischen Erfahrungen in der Europäischen Union belegen
seit mehr als einem Jahrzehnt die Wirksamkeit und Kosteneffizienz von
Einspeisegesetzen wie dem EEG. „Deshalb haben sich bisher alle
Bundesregierungen für den Erhalt des EEG eingesetzt und sich gegen
Quotenmodelle, wie sie aktuell von der FDP und anderen Akteuren
vorgeschlagen werden, ausgesprochen“, sagt Schütz.

Für die Umsetzung der Energiewende braucht die Branche verlässlich
kalkulierbare Rahmenbedingungen. Der Vorschlag eines Quotenmodells
ist das Gegenteil und zudem rückwärtsgewandt und
mittelstandsfeindlich.

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