Vor kurzem hat die Ratingagentur S&P
ihre Ratings für mehrere Länder des Euroraums, u.a. Frankreich,
herabgesetzt. Da dieser Schritt an den Märkten bereits eingepreist
war, ändert sich nichts an der Einschätzung des Core Fixed
Income-Teams von ING Investment zu Euro-Staatsanleihen.
Was ist passiert?
Am vergangenen Freitag, dem 13. Januar, senkte S&P die Ratings für
neun Länder des Euroraums. Die Langfristratings für Italien, Spanien,
Portugal und Zypern wurden jeweils um zwei Stufen und diejenigen für
Frankreich, Österreich, die Slowakische Repulik, Slowenien und Malta
um jeweils eine Stufe zurückgestuft. Dies war insofern nicht
überraschend, als S&P die entsprechenden Länder bereits Anfang
Dezember 2011 auf seine Watchliste gesetzt hatte. Der Markt verlangte
bereits relativ hohe Risikoaufschläge für Anleihen dieser Länder, und
wir können angesichts der begrenzten Marktreaktion davon ausgehen,
dass die Herabstufungen eingepreist waren.
Positiv ist zu vermerken, dass die Ratings für sieben Länder trotz
der Warnung vor einer Herabstufung im Dezember unverändert blieben.
Die Ratings für Deutschland, die Niederlande, Belgien, Irland,
Finnland, Estland und Luxemburg sind noch dieselben wie zuvor.
Welche Auswirkungen haben die Ratingherabstufungen von S&P auf die
Einschätzungen und die Strategien des Core Fixed Income-Teams von ING
IM?
Die Einschätzungen des Core Fixed Income-Teams von ING Investment
Management zu Euro-Staatsanleihen haben sich aufgrund der
Ratingherabstufungen durch S&P nicht geändert, weil diese Schritte
bereits eingepreist waren. Bei den Core Fixed Income-Strategien
setzen wir weiterhin auf Flattener für Frankreich und Italien
(2-jährige Duration unter- und 10-jährige Duration übergewichten) und
auf Steepener für Deutschland. Diese Positionierung ist auf
Sicherheit ausgelegt und sollte die Performance stützen, wenn sich
die Lage verschärft. In Bezug auf andere Euro-Staatsanleihen bleiben
wir bei unserer neutralen Position.
Wir bleiben aus den folgenden Gründen vorsichtig:
· Rezession in Europa: Die führenden Politiker in Europa
konzentrieren sich derzeit auf staatliche Sparmaßnahmen, was das
Wachstum dämpft. Der Euroraum benötigt jedoch dringend
Wirtschaftswachstum,, um die Krise durch Wachstum überwinden zu
können.
– Das Volumen der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität
(EFSF) und des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) ist immer
noch zu gering, um den Märkten Vertrauen einzuflößen.
– Es wurde immer noch keine Entscheidung über eine Umschuldung von
Griechenlands Staatsschulden getroffen. Am 20. März 2012 wird ein
umfangreiches Volumen an griechischen Staatsanleihen fällig.
– Die EZB stellt inzwischen Liquidität für die Banken bereit, die
zum Teil zum Kauf von Euro-Staatsanleihen verwendet wird. Aber die
EZB hat immer noch nicht klargestellt, ob sie im großen Stil
Staatsanleihen kaufen will, um das Vertrauen an den Märkten wieder
herzustellen.
Kann das Vertrauen der Märkte wieder hergestellt werden? Was ist
dafür gegebenenfalls erforderlich? In unserem Basisszenario gehen wir
davon aus, dass das Vertrauen der Märkte in der zweiten Jahreshälfte
2012 allmählich wieder hergestellt wird. Es sind jedoch weitere
europäische Gipfeltreffen notwendig. Unter anderem müssen noch
folgende Fragen geklärt werden:
– Wie können Sparmaßnahmen umgesetzt werden, wenn gleichzeitig die
Konjunktur stimuliert werden muss?
– Wie können die Unterschiede zwischen den Zahlungsbilanzsalden
der einzelnen Länder des Euroraums allmählich ausgeglichen werden?
Grob gesagt weisen die nordeuropäischen Länder
Zahlungsbilanzüberschüsse und die südeuropäischen
Zahlungsbilanzdefizite auf. In einigen Ländern müssen Maßnahmen zur
Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit ergriffen werden.
– Ein weiteres, anhaltendes Problem besteht darin, dass das
Volumen der Rettungsfonds EFSF und ESM, die Mitte 2012 zusammengelegt
werden sollen, wahrscheinlich immer noch zu gering ist, um die Märkte
von vornherein davon zu überzeugen, dass es sich nicht lohnt, gegen
eines oder mehrere Länder zu spekulieren.
– Die Rolle der EZB ist immer noch nicht hinreichend klar. Dies
trägt derzeit zur Anfälligkeit der Währungsunion bei. Wenn die
führenden europäischen Politiker beschlössen, im Zuge einer weiteren
fiskalpolitischen Integration Eurobonds zu begeben, wäre es für die
EZB leichter, als Kreditgeberin letzter Instanz für die Staaten zu
fungieren. Dieses Stadium ist jedoch noch nicht erreicht.
In der derzeitigen, unsicheren Situation ist unseres Erachtens
keine strukturelle Erholung des Marktvertrauens zu erwarten.
Dementsprechend bleibt der Euroraum anfällig. Dies hat einerseits
damit zu tun, dass die auf den Gipfeln beschlossenen Maßnahmen von
den nationalen Regierungen noch umgesetzt werden müssen. Die
Umsetzung kann häufig zu Unsicherheiten führen. Andererseits ist die
Anfälligkeit auf die oben erwähnten Probleme zurückzuführen, die
bisher noch nicht wirksam angegangen wurden.
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Birgit Stocker
-Head of PR D/A/CH-
ING Investment Management
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