Preistreiber: Neue patentgeschützte Arzneimittel

15 Mal teurer als der Durchschnitt aller
Arzneimittel: So hoch lag der mittlere Apothekenverkaufspreis aller
in den letzten 36 Monaten neu eingeführten Arzneimittel im
patentgeschützten Markt im Januar 2016. Auf diese Entwicklung machte
das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) mit dem aktuellen
Preisindex für Arzneimittel aufmerksam. Der durchschnittliche
Packungspreis patentgeschützter Neueinführungen der letzten 36 Monate
lag vor zwei Jahren noch bei 2.751,16 Euro. Bis Januar 2016 hat er um
mehr als 1.250 Euro je Arzneimittelpackung zugelegt. Der
durchschnittliche Packungspreis im Gesamtmarkt lag im Januar 2016 bei
261,94 Euro. „Sowohl im In- als auch im Ausland stehen die
Krankenkassen zunehmend einer herausfordernden Preispolitik der
pharmazeutischen Hersteller gegenüber. Ausreichende
Regulierungsinstrumente fehlen jedoch“, so Helmut Schröder,
stellvertretender Geschäftsführer des WIdO.

Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) hat sein monatliches
Monitoring der Preisentwicklung auf dem Arzneimittelmarkt mit der
aktuellen Ausgabe erweitert. Die Darstellung der ungewichteten
durchschnittlichen Apothekenverkaufspreise (AVP) für alle aktuell im
Vertrieb befindlichen Arzneimittel ergänzt die warenkorbbasierte
monatliche Preisentwicklung. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass
Antworten auf die Preisstrategien der pharmazeutischen Hersteller
benötigt werden. „Offensichtlich reagieren die pharmazeutischen
Hersteller auf Regulierungsansätze wie das AMNOG mit extrem hohen
Markteintrittspreisen. Darauf muss die Politik noch Antworten
finden“, sagte Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des
WIdO.

Für alle neuen patentgeschützten Arzneimittel der letzten drei
Jahre stellt das WIdO im Rahmen seiner Preisbeobachtung die Preise
der letzten 24 Monate als ungewichtetes Mittel dar (Abbildung 1). Die
128 patentgeschützten Arzneimittel, die in den letzten 36 Monaten neu
in den Markt eingeführt wurden, wurden im Januar 2016 in den
Apotheken für durchschnittlich 4.007,03 Euro angeboten. Vor zwei
Jahren hatte der mittlere Preis der Neueinführungen noch bei 2.751,16
Euro gelegen. Er hat sich nunmehr bis Januar 2016 um mehr als
1.255,87 Euro je Arzneimittelpackung erhöht. Dies entspricht einer
Steigerung von 45,6 Prozent.

Wie viel ein neues Arzneimittel in Deutschland kostet, lag bis zur
Einführung des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes (AMNOG) 2011
allein in der Hand der Arzneimittelhersteller. Seit 2011 ist dies nun
nur noch im ersten Jahr nach der Markteinführung eines Wirkstoffs
möglich, da sich nach einer frühen Nutzenbewertung Preisverhandlungen
anschließen. Weitere regulierende Instrumente wie Preismoratorium und
Festbeträge greifen in die Preisgestaltung im Markt ein, indem die
Hersteller ihre Preise entweder nicht wirksam erhöhen können oder nur
im Rahmen einer definierten Festbetragsgruppe. Trotz dieser
preisstabilisierenden Instrumente sind die Ausgaben für Arzneimittel
der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) im Jahr 2014 um knapp zehn
Prozent gestiegen. Ein wesentlicher Grund dafür sind die hohen Preise
insbesondere neuer Arzneimittel.

In dem monatlich vom WIdO erstellten und öffentlich
bereitgestellten Preisindex für Arzneimittel werden die im Januar
2016 insgesamt 7.536 verschiedenen Arzneimittel mit deren insgesamt
mehr als 50.000 verschiedenen Produktvarianten analysiert.

Die Publikation zur Preisentwicklung im Arzneimittelmarkt kann
monatlich über die Internetpräsenz des WIdO bezogen werden. Mehr
Infos im Internet: http://www.wido.de/arz_preisinformation.html

Pressekontakt:
Wissenschaftliches Institut der AOK
Christine Göpner-Reinecke
Tel.: 030/34646-2298
Fax: 030/34646-332298
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