
Am Samstag, den 14. Mai 2016, klebt zwischen 11 und 14 Uhr ein leerer Anzug in der Fußgängerzone Sachsentor auf dem Boden. „Unternehmen haftbar machen!“ ist auf orange-farbigem Klebeband zu lesen. Hinter der Straßen-Installation steht der Weltladen Bergedorf. Die Aktion soll irritieren und zu einer Brief-Aktion an Bundeskanzlerin Merkel aufrufen. „Der leere Anzug symbolisiert, dass aktuell niemand die Verantwortung trägt, wenn bei der Produktion im Ausland Menschen- und Arbeitsrechte verletzt werden,“ erklärt Frau Kahlbrock vom Weltladen Bergedorf. Auch deutsche Unternehmen sind direkt oder indirekt an Menschenrechtsverletzungen im Ausland beteiligt, doch sie müssen bislang nicht dafür haften.“
Im Rahmen einer bundesweiten Brief-Aktion fordern die Weltläden Bundeskanzlerin Merkel auf, Unternehmen zu verpflichten, Menschenrechte weltweit verbindlich zu schützen. Alle Bürger sind eingeladen, im Weltladen in der Bergedorfer Schloßstr. 33 oder am 14. Mai von 11 bis 14 Uhr im Sachsentor einen Brief zu unterschreiben. Die Briefe werden bis 17. Mai vom Weltladen an das Kanzleramt geschickt, damit sie kurz vor der entscheidenden Sitzung des Bundeskabinettes ankommen. Denn bis Mitte Juni entscheidet die Bundesregierung über den Nationalen Aktionsplan für Wirtschaft und Menschenrechte und ob dieser eine verbindliche Unternehmensverantwortung festschreibt.
Mit dem Nationalen Aktionsplan setzt die Bundesregierung die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte in Deutschland um. Die Kampagne „Mensch. Macht. Handel. Fair.“ von Weltladen-Dachverband und Forum Fairer Handel hatte die Bundesregierung bereits 2015 aufgefordert, eine verbindliche menschenrechtliche Sorgfaltspflicht für Unternehmen zu erarbeiten. Vertreter der beiden Organisationen hatten Ende 2015 dazu Staatssekretär Steinlein im Auswärtigen Amt fast 38.000 Unterschriften überreicht. Auch der Weltladen Bergedorf hatte sich an der Aktion beteiligt.
In Deutschland beteiligen sich etwa 400 Weltläden am Weltladentag. Der politische Aktionstag findet jedes Jahr am zweiten Samstag im Mai statt, zeitgleich mit dem World Fair Trade Day/Internationalen Tag des Fairen Handels. Als Fachgeschäfte für Fairen Handel tragen Weltläden zu mehr Gerechtigkeit im Handel mit den Ländern des Südens bei und setzen sich für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen von Kleinbäuerinnen und -produzentinnen ein.