Politisches Frühstück der deutschen Geflügelwirtschaft / „Ohne Bauernwohl kein Tierwohl“: Ja zum Tierwohllabel – bei vollständiger und gesicherter Erstattung der Kosten

In einem eindrucksvollen Appell hat die deutsche
Geflügelwirtschaft die Unterstützung der Politik bei der Finanzierung
tierwohlfördernder Maßnahmen eingefordert. „Ohne Bauernwohl kein
Tierwohl“ – auf diese prägnante Formel brachte es Friedrich-Otto
Ripke, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen
Geflügelwirtschaft e. V. (ZDG), beim Politischen Frühstück der
Geflügelwirtschaft heute Morgen im Reichstagsgebäude. „Wenn wir alles
selber bezahlen müssen, werden wir im Wettbewerb untergehen“,
prognostizierte Ripke für den Fall fehlender Unterstützung ein
Höfesterben nicht gekannten Ausmaßes und forderte die Beteiligung der
Verbraucher an den Mehrkosten: „Tierschutz als Staatsziel ist Aufgabe
der gesamten Gesellschaft.“ Mit Blick auf ein staatliches
Tierwohllabel bedeute dies zwingend den langfristig gesicherten und
vollständigen Ausgleich der Mehraufwendungen für Tierhalter und
Unternehmen. „Sie tragen Verantwortung nicht allein für die
Nutztiere, sondern auch für die Nutztierhalter in Deutschland“,
appellierte Ripke an die rund 20 anwesenden Agrarpolitiker. „Schützen
Sie uns deutsche Tierhalter!“

Im Kreise der Parlamentarier erneuerten die Spitzenvertreter der
deutschen Geflügelwirtschaft ihr Bekenntnis zu einem staatlichen
Tierwohllabel. Dies jedoch unter klar umrissenen Voraussetzungen: So
muss ein staatliches Tierwohllabel aus ZDG-Sicht außer dem Ausgleich
der Mehraufwendungen eine Herkunftskennzeichnung umfassen und
verpflichtend für alle Vermarktungswege gelten – auch für das bei
Tierwohlmaßnahmen bislang völlig unberücksichtigt gebliebene große
Marktsegment der Gastronomie.

Thema Export: „Wir brauchen die intensive Unterstützung der
Bundesregierung“

Mit Blick auf den Ausstieg aus dem Töten männlicher Eintagsküken
mahnte Ripke zu Vorsicht bezüglich eines allzu ambitionierten
Zeitplans: „Deutschland ist weltweit am weitesten mit der Entwicklung
der Verfahren zur Inovo-Geschlechtserkennung – noch gibt es aber kein
praxisreifes Verfahren.“ Das Bekenntnis der Branche zum Ausstieg aus
dem Kükentöten bei praxistauglichen Alternativen gelte
uneingeschränkt, betonte Ripke: „Wir wollen das Problem zeitnah
gelöst haben – und das wird gelingen.“

Ein deutlich intensiveres Engagement der Bundesregierung bei dem
für die Branche so wichtigen Thema Export forderte
ZDG-Präsidiumsmitglied Paul-Heinz Wesjohann für die Unternehmen der
Schlachtgeflügelwirtschaft ein. Konkret für die Aushandlung eines
staatlichen Veterinärabkommens mit China – welches in der
Zuständigkeit der Bundesregierung liegt und Voraussetzung für spätere
Exporte ist – brauche die Branche die intensive Unterstützung der
Bundesregierung, auch durch verstärkte personelle Präsenz bei den
relevanten chinesischen Stellen. China sei der Schlüssel zur Öffnung
der asiatischen Märkte, so Wesjohann: „Flügel, Füße, Innereien –
gerade die in Deutschland weniger geschätzten Teilstücke sind in
China heiß begehrt.“ Eine Vermarktung dieser Teil-stücke als
Lebensmittel statt als Tierfutter bringe höhere Deckungsbeiträge für
die Landwirte und sei als Verwertung des ganzen Tieres ein
Paradebeispiel für Nachhaltigkeit.

Putenhaltung: „Lassen Sie uns endlich zu EU-weit einheitlichen
Regeln kommen!“

ZDG-Vizepräsident Thomas Storck, Vorsitzender des Verbandes
Deutscher Putenerzeuger e. V. (VDP), forderte die Unterstützung bei
der Durchsetzung einer EU-Putenhaltungsverordnung auf Grundlage der
deutschen Puten-Eckwerte ein. Die auf das Tierwohl ausgerichteten,
mit Wissenschaft, Tierschutz und Praktikern ausgearbeiteten Eckwerte
seien mit ihrem Gesundheitskontrollprogramm weltweit einzigartig und
optimal als Vorbild einer EU-Verordnung geeignet. „Lassen Sie uns
gemeinsam das Jahr 2019 zur Vorbereitung nutzen, um unter deutscher
Ratspräsidentschaft 2020 endlich zu EU-weit einheitlichen,
verbindlichen Regeln zu kommen“, appellierte Storck an die
Agrarpolitiker. „Nur so können wir Wettbewerbsnachteile für die
deutschen Putenhalter vermeiden.“

„Wir Tierhalter sind Tierschützer“, rückte ZDG-Vizepräsident
Rainer Wendt, Vorsitzender des Bundesverbandes bäuerlicher
Hähnchenerzeuger e. V. (BVH), das hohe Verantwortungsbewusstsein der
Geflügelhalter für ihre Tiere in den Fokus. Um ein Mehr an Tierwohl
umsetzen zu können, müsse es den Betrieben aber auch möglich gemacht
werden, in neue Stalltechnik investieren zu können. „Wir brauchen
Entwicklungsperspektiven für die Tierhaltung in Deutschland“,
forderte Wendt mit Blick auf die Auflagenflut bei Stallneubauten,
lange Genehmigungsverfahren und ein hohes Maß an Bürokratie.

Für den Bundesverband Deutsches Ei e. V. (BDE) schilderte
Vorsitzender Henner Schönecke Anstrengungen und Erfolge der
Legehennenhalter bei dem freiwilligen Ausstieg aus dem
Schnabelkürzen. „Wir sind stolz darauf, diese Herausforderung gepackt
zu haben – und zwar ganz ohne neue Gesetze oder Verordnungen“,
verwies Schönecke auf die mit dem Bundesministerium getroffene
freiwillige Vereinbarung. „Es braucht nicht immer starres
Ordnungsrecht, in uns hat die Politik einen verlässlichen Partner“,
hob Schönecke Veränderungsbereitschaft und Innovationskraft der
Branche hervor.

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