Dass Terroristen versuchen, den Krieg vom
Hindukusch auch im Kleinen nach Europa zu tragen, ist weder neu noch
überraschend. Aber jetzt hat der Bundesinnenminister gewarnt. Flugs
wurden die auf Bahnhöfen und Flughäfen patrouillierenden
Bundespolizisten mit aschinenpistolen und schusssicheren Westen
hochgerüstet. Ob die schwer bewaffneten Ordnungshüter einen Anschlag
tatsächlich verhindern können, ist eher fraglich. Zumindest üben sie
eine gewisse abschreckende Wirkung aus.
Was aber will Thomas de Maizière mit seiner Warnung bewirken?
Sollen wir aufmerksamer werden, jeden schwarzbärtigen Mitpassagier
misstrauisch mustern? Jedes Sperrmüllhäufchen, aus dem ein Draht
ragt, der Polizei melden? Sollen wir nun alle Weihnachtsmärkte
absagen, die Bundesliga vor leeren Stadien spielen lassen, alle in
der Großstadt mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren statt mit der S-Bahn
– weil jede Menschenansammlung ein potenzieller Anschlagsort ist?
Dann dürfte auch kein Pfarrer mehr zum Gottesdienst laden und kein
Theater mehr einen Opernsänger auf der Bühne trällern lassen.
Nein, ein solches Leben wollen wir nicht. Denn das wäre ein
ziemlich freudloses Dasein.Aufmerksam sein – ja. Ein Blick auf ein
herrenloses Gepäckstück kann nie schaden. Aber wenn sich jeder zum
Terrorfahnder ernennt, ist die friedliche Vorweihnachtsstimmung auch
dahin. Kein Grund zur Hysterie, sagt der Innenminister, und er hat
recht. Auf jeden Fall eher als der oberste Polizeigewerkschafter, der
jetzt den Verzicht auf Flüge fordert.
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Ostsee-Zeitung
Jan-Peter Schröder
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