Deutschland diskutiert über Pflichtbesuche von Schüler*innen in
KZ-Gedenkstätten, während in Fußballstadien in Rom, Dortmund und
Leipzig rechte Fans das NS-Opfer Anne Frank für ihre Zwecke
instrumentalisieren. Im Bundestag ist eine Partei vertreten, die
offizielle Holocaust-Leugner*innen in den eigenen Reihen duldet.
Verblasst also die Erinnerung? Denn Antisemitismus und Hass nehmen im
Deutschland und Europa wieder zu.
Welche Rolle kann das Theater vor diesem Hintergrund für ein
kritisches Geschichtsbewusstsein und eine lebendige Erinnerungskultur
an das nationalsozialistische Unrecht spielen? Wie hängt das Erinnern
an den Holocaust mit der Gegenwart zusammen?
Unter dem Titel „Theater macht Geschichte. Künstlerische
Interventionen für die Zukunft“ laden das Theater der Jungen Welt
Leipzig (TdJW) und die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und
Zukunft“ (EVZ) zu einer Theaterwerkstatt vom 16. bis 18. Februar 2018
nach Leipzig ein. Ãœber 80 Theaterschaffende und Kreative aus ganz
Deutschland, Israel, Tschechien und Polen diskutieren ein Wochenende
in verschiedenen Workshops, welche Rolle Theater und Kultur für die
Erinnerung spielen müssen, wenn der empathische Zugang zur
Vergangenheit nicht mehr mit Hilfe von Zeitzeug*innen möglich ist.
Jürgen Zielinski, Intendant des TdJW: „In Zeiten des zunehmenden
Antisemitismus, Rassismus und gesellschaftlicher Ausgrenzung fordert
die Theaterwerkstatt zum Diskutieren darüber auf, welche
Gestaltungsräume genutzt werden können, um eine lebendige
Erinnerungskultur mit Gegenwartsbezügen herzustellen und insbesondere
Jugendliche zum kritischen Nachdenken über die Verbrechen des
Nationalsozialismus zu bewegen.“
In vier thematischen Workshops entwickeln die Teilnehmenden Ideen
für produktive, neue Spielräume und tauschen ihre Erfahrungen über
die künstlerische Arbeit mit Zeitzeugnissen aus. Als ein Beispiel
stellt das Theater der Jungen Welt am 16. Februar um 19:30 Uhr seine
von der Stiftung EVZ geförderte Produktion „Juller“ vor und lädt im
Anschluss zu einem Nachgespräch ein.
„Wir freuen uns sehr, dass wir die fruchtbare Zusammenarbeit mit
dem Theater der Jungen Welt durch das Vernetzungstreffen von
Theaterschaffenden fortsetzen können“, so Dr. Andreas Eberhardt,
Vorstandsvorsitzender der Stiftung EVZ. „Theater bieten als kreative
Räume unzählige Möglichkeiten, historische Stoffe im Heute zu
verankern. Eine gesellschaftliche Relevanz für eine lebendige
Erinnerungskultur zu schaffen, ist uns als Stiftung ein wichtiges
Anliegen.“
Workshops bieten Anlass zu einem intensiven Erfahrungsaustausch
Annegrit Berghoff, KZ Gedenkstätte Moringen, liefert Input zum
Umgang mit Gedenkstätten und authentischen Orten. Dem Spannungsfeld
„Klassisches Theater und neue Medien“ nähert sich Ronny Sommer vom
Peng!Kollektiv in seinem Workshop an. Bettina Frank, freie
Theaterpädagogin von der HeldenFabrikBerlin, teilt ihre Best
Practice-Erfahrungen in der Entwicklung von theaterpädagogischen
Materialien und der Autor, Dramaturg und Regisseur Jens Raschke setzt
sich mit der Verantwortung des Theaters beim Umgang mit Nachkommen,
Quellen und Autorschaft auseinander.
Podiumsdiskussion fragt nach politisch korrektem Erinnern
Im Rahmen der Theaterwerkstatt findet am 17. Februar um 19:30 Uhr
die öffentliche Podiumsdiskussion „Darf man das?
Holocaust-Darstellungen und der gute Geschmack“ statt. Unter anderem
diskutieren Dr. Kirstin Frieden, Literatur- und
Kulturwissenschaftlerin, Max Czollek, Lyriker und Kurator der
„Radikalen Jüdischen Kulturtage“ und Regina Gabriel, Theaterpädagogin
bei der Gedenkstätte Hadamar, Fragen zur Political und Memorial
Correctness beim Umgang mit dem Holocaust in der darstellenden Kunst.
Das Gespräch moderiert Bastian Wierzioch, MDR.
Weitere Informationen zur Theaterwerkstatt finden Sie auf
www.facebook.com/TheatermachtGeschichte,
www.theaterderjungenweltleipzig.de und www.stiftung-evz.de.
Pressekontakt:
Birgit Lindermayr
Theater der Jungen Welt | Eigenbetrieb der Stadt Leipzig
Tel. +49 (0)341 486 60 24
E-Mail: B.Lindermayr@tdjw.de
Weitere Informationen:
Kathrin Wiermer
Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ)
Tel. +49 (0)30 25 92 97-24
E-Mail: wiermer@stiftung-evz.de
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