Dass bei den Anschlägen in Sri Lanka besonders viele
Christen ermordet wurden, macht deutlich, wie stark Christen weltweit
bedroht und verfolgt werden. Sie stellen mit 2,3 Milliarden Gläubigen
die größte Religionsgruppe dar, vor den Muslimen (1,6 Mrd), den
Hindus (940 Mio) und den Buddhisten (460 Mio). Doch in der arabischen
Welt, in Teilen Afrikas und auch in Asien leben die Menschen mit
christlichem Glauben immer häufiger in Lebensgefahr. Dieser Punkt
wird in politischen Diskussionen oft kleingeredet, er gehört aber auf
die Tagesordnung. Auf die Lage der Christen in der Welt hinzuweisen,
ist nicht nur Sache des Papstes oder anderer Kirchenoberen, sondern
auch die Angelegenheit aller Staaten, in denen Christen leben.
Allerdings sind die Hintergründe von Terror nur selten wirklich
religiös motiviert. Viel eher geht es um Macht, Geld und Einfluss.
Die Christen in Sri Lanka stehen zwischen der buddhistischen Mehrheit
und den hinduistischen Tamilen. Zwar hat die Regierung des
Inselstaats den Bürgerkrieg vor zehn Jahren für beendet erklärt – die
Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen blieben jedoch. Man kann
Konflikte eben nicht einfach unterdrücken, man muss sie nachhaltig
lösen. Das ist auf Sri Lanka nie passiert. Es ist möglich, dass aus
Syrien zurückkehrende Islamisten hinter den Anschlägen stecken. Dafür
spricht die Methode der Selbstmordkommandos. Doch auch hier dürfte
die Religion nur ein Vorwand sein. Die Islamisten sind tief
verstrickt in den Drogenhandel, der im Nahen Osten seinen Ursprung
und in Colombo einen wichtigen Umschlagplatz hat. Dass der
katholische Bischof von Sri Lanka erst kürzlich die Drogengeschäfte
angeprangert hat, könnte ein Motiv für die Anschläge sein. Doch
bislang ist die Lage unübersichtlich. Fest steht allein, dass der für
das Land so wichtige Tourismus einen Schlag erlitten hat. Ohne das
Geld der Touristen ist die Regierung noch schwächer. Dafür werden die
Radikalen und Verbrecher stärker. Der Mechanismus ist immer gleich,
Lehren zieht kaum einer daraus.
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