Der Zauberlehrling ist endlich tot. Denn das sollte
man nicht vergessen: Washington hatte diesen Osama bin Laden einst
aufgerüstet für den Kampf gegen den sowjetischen Erzfeind in kalten
Kriegszeiten. Doch aus der vermeintlichen Marionette wurde der
Puppenspieler, der Terrorfürst, der so viel Leid über Tausende in den
USA und anderswo brachte. So sehr seine Verantwortung dafür nach
Rache schreien mag, in rechtsstaatlichen Verhältnissen sollte sich
daraus kein Recht zur extralegalen Hinrichtung ableiten. Denn das war
die Nachtaktion des Killerkommandos auf fremdem Territorium, wenn sie
denn so abgelaufen ist, wie berichtet wurde. Da mussten sich schon
ganz andere Massenmörder vor Richtern verantworten. So groß die
Genugtuung zumal bei Angehörigen von Terroropfern jetzt sein mag,
letztlich hat sich Präsident Obama mit seinem Tötungsbefehl auf die
Stufe jener begeben, denen ein Menschenleben nichts wert ist. Doch
gut möglich, dass ein für immer stummer Bin Laden einfach die beste
Lösung für die USA ist und ihr unangenehme Wahrheiten erspart. Zu
denen gehört auch, dass der »Krieg gegen den Terror« längst ein
Vielfaches aller Terrorismusopfer an Menschenleben gekostet hat. Bin
Ladens Festnahme sollte einst die Afghanistan-Invasion legitimieren.
An den Ursachen des Terrors wird seine Liquidierung eine Dekade
später nichts ändern.
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