An der Beurteilung des Beitrags Boliviens zum
UN-Klimagipfel in Cancún scheiden sich die Geister. Mancher der
Diplomaten wird wohl in Pablo Solon nur einen Quertreiber gesehen
haben. Anders lässt sich die Zustimmung zum Abwürgen seiner Beiträge
durch die mexikanische Außenministerin kaum interpretieren. Sprecher
von Umweltverbänden hingegen stimmen den Einwänden des bolivianischen
Delegationsleiters zu. Und tatsächlich sind die Ergebnisse über weite
Strecken reine Lippenbekenntnisse. Das Ziel, die Erderwärmung auf
zwei Grad zu begrenzen, wird praktisch von keiner einzigen konkreten
Verpflichtung zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen oder zum
konsequenten Waldschutz unterstützt. Doch was wäre die Alternative –
ohne Blockierer wie die USA oder Saudi-Arabien? Die haben wir schon
gesehen: in Kopenhagen. Da gab es keine verbindlichen Beschlüsse,
sondern einen Aufruf zu freiwilligen Selbstverpflichtungen. Und was
auf diese folgte, ist bekannt: die jetzt kritisierten ungenügenden
Klimaschutzmaßnahmen. Auch die vermeintlich gutwilligen großen
Akteure haben nämlich immer noch nicht begriffen, was der einst
gefeierte Report des früheren Chefökonomen der Weltbank Nicholas
Stern vorrechnete: Die Folgen der Erwärmung werden viel teurer als
die Vermeidung. Und so ist der Kompromiss von Cancún wohl doch
sinnvoller als bloße Prinzipienfestigkeit.
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