Neues Deutschland: zum G20-Gipfel in Seoul

Es ist noch gar nicht so lange her, da lief die
Weltkonjunktur auf immer gleiche Weise: Die US-Bürger kauften auf
Pump Unmengen an Waren aus Deutschland, Japan und zuletzt auch aus
China. Die Defizite der USA wurden durch Kredite der Überschussländer
gedeckt. Die Folge waren aber gewaltige monetäre Ungleichgewichte,
die mit zur Weltfinanzkrise beitrugen. Es ist eigentlich
offensichtlich, dass es so nicht weitergehen kann. Alle streben nach
Exportüberschüssen – doch die Gewinne des einen sind die Verluste des
anderen. Leider passiert auf G20-Ebene nicht viel. Die
Überschussländer, dort in der Mehrzahl, verweigern sich der
Veränderung. Und die ehemalige Wirtschaftssupermacht USA entpuppt
sich in dieser Frage als zahnloser Tiger. Die jüngste einseitige
Verzweiflungstat der US-Notenbank hat eine Annäherung nicht gerade
befördert. Die Forderung Washingtons nach kurzfristiger Begrenzung
der Überschüsse ist da vernünftig, aber derzeit chancenlos. Und
langfristig kommt man um strukturelle Veränderungen nicht herum: Die
USA mit ihrem aufgeblähten Immobilien- und Bankensektor exportieren
heute Schrott nach China und importieren von dort Hightech. Es geht
um einen echten Neuanfang, der einen stabilen globalen Währungsrahmen
bräuchte: Der Dollar verabschiedet sich als Weltgeld, die
Finanzmärkte werden an die Kette genommen, Devisenüberschüsse
international abgeschöpft und umgeleitet – in Armutsbekämpfung und
Klimaschutz.

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