Neues Deutschland: zum Beschlussüber deutsche AWACS-Besatzungen

Das politische Geschäft ist ein Tauschgeschäft.
Keine Sache meist für moralische Sensibelchen. Umso bizarrer wirkt
es, wenn Leute wie Joschka Fischer bekennen, sie schämten sich. Wegen
der Bundesregierung, die Deutschland am Bombardement Libyens nicht
beteiligen will. Fischer muss sich doch erinnert fühlen an die eigene
Zeit als Außenminister. Als er gemeinsam mit Kanzler Schröder
verkündete, Deutschland beteilige sich nicht am Krieg gegen Irak.
Die Kritik der Opposition zur Rechten war schrill, Scham spielte eine
wichtige Rolle dabei. Doch auch wenn noch heute ab und zu vom
»Friedenskanzler« die Rede ist, hat sich doch längst gezeigt, dass
die deutsche Nichtbeteiligung keine Verweigerung war. BND-Beamte
lieferten Koordinaten an die Bombardierer, Fuchs-Spürpanzer
beteiligten sich etwas abseits, in Kuweit, am Kampf gegen das Böse.
Deutsche US-Stützpunkte waren feste Glieder in der logistischen Kette
des Krieges und deutsche Schiffe im Persischen Golf übernahmen
Aufgaben zur Unterstützung der Angreifer. Nun also AWACS-Flugzeuge
für Afghanistan, in die deutsche Besatzungen klettern, damit ihre
US-Kameraden Zeit für Libyen haben, in den NATO-Kommandozentralen
beteiligen sich deutsche Militärs an der Planung des Einsatzes und
amerikanische Stützpunkte werden eine wichtige Rolle für den
Nachschub an Kampfkraft spielen. Der Krieg ist nichts Moralisches.
Immer ist er auch ein Geschäft. Und zuweilen ein Tauschgeschäft.

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