Der Rauch hatte sich kaum verzogen nach dem
Attentat auf die Kirche in Alexandria, da zeigte Präsident Mubarak
bereits auf »die Täter«, die er in »ausländischen Elementen« zu
erkennen meinte. Belege dafür blieb er schuldig. Wer immer aber die
Hintermänner des Attentäters sind, dem Streben des Präsidenten, sein
bröckelndes Machtsystem in ein viertes Jahrzehnt zu führen, haben sie
nicht unbedingt geschadet. Sie liefern ihm sogar eine Handhabe, warum
es den seit 1981 geltenden Ausnahmezustand und damit so manchen
Willkürparagrafen aufrechtzuerhalten gelte. Nach Mubaraks Erklärungen
scheint es jetzt geradezu zwingende Vernunft, dass der nächste
Präsident – in diesem Jahr zu wählen – wieder Mubarak heißen muss.
Offen ließ er nur noch, ob erneut Vater Hosni oder doch schon Filius
Gamal. Ohne die Milliarden aus dem Westen würde das System Mubarak in
Ägypten eher heute als morgen implodieren. Darüber ist man sich im
Westen völlig im klaren. Solange man aber über keinen demokratisch
eingefärbten Ersatzmann für den Thron in Kairo verfügt, wird wohl
oder übel zu allen Plagen geschwiegen, die der Pharaonachfolger
seiner Bevölkerung seit vielen Jahren zumutet. Er ist nun mal der
wertvollste arabische Verbündete in der Region. Deshalb ist das
Lamento hiesiger Politik über das Attentat wohl am ehrlichsten, wenn
es die Sorge um das Systems Mubarak betrifft.
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