Erika Steinbach hat es übertrieben. Nun ist das
Fass voll. Doch bis auf den letzten Tropfen, der es zum Überlaufen
brachte, bleibt es auch voll. Niemand macht rückgängig, was die
Vertriebenenchefin politisch bewirkt hat, nichts mehr bringt die
Stiftung ins Wanken, die das Produkt genau jenes geschichtlichen
Herangehens ist, das Steinbach jetzt nur ein wenig unverblümter
geäußert hat als sonst. Selbstsicherheit resultiert aus Anerkennung.
Niemand in der CDU-Spitze macht ihr die »Verdienste« um die
»Opfergruppe der deutschen Heimatvertriebenen, Flüchtlinge und
Aussiedler« streitig, für die sie im letzten Jahr mit dem Bayerischen
Verdienstorden geehrt wurde. Und wenn sie nicht selbst ihren Rückzug
aus der CDU-Spitze angekündigt hätte, dürfte sie wohl bis zum
Sanktnimmerleinstag drin bleiben. Kann es Grund zur Hoffnung sein,
dass Steinbach sich jetzt in der CDU-Führung isoliert sieht? Dass sie
eine »Anpassung« ihrer Partei beklagt? Dass sie sich als einzig
verbliebene Konservative betrachtet? Da diese Isolierung erst jetzt
eintritt, muss man wohl annehmen, dass der giftige Streit mehr mit
ihr als mit einem breiteren Stimmungswandel zu tun hat. Jemand, der
die Hitlersche Kriegsbegründung auch nur in einem Zungenschlag
übernimmt, der die Kriegslüge »Ab 5:45 Uhr wird zurückgeschossen«
über das Geschichtsbild träufelt, auch wenn in vermeintlich
unverdächtiger Verdünnung – der ist nicht zu halten. Nicht einmal für
die CDU.
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