Auf Probe« würde Ursula Frerichs,
Vorstandsvorsitzende des Unternehmerverbands mittelständische
Wirtschaft, gern den Urlaubsanspruch für Lohnabhängige von sechs auf
vier Wochen kürzen. Was gibt es da bloß auszuprobieren? Ob es »der
Wirtschaft« gut tut, wenn, je nach Rechnung, die Arbeitszeit um
deutlich mehr als vier Prozent erhöht oder die Löhne um deutlich mehr
als vier Prozent gekürzt werden? Aber sicher! Ob ein geringerer
Urlaubsanspruch den in ihrem Verband organisierten Unternehmern
gefallen wird? Ja, klar! Oder ob die Lohnabhängigen es toll finden,
sich nur noch vier Wochen im Jahr erholen zu können? Ganz bestimmt
nicht! Egal, »unsere Besitzstände« müssten zurückgeschraubt werden,
»um den Aufschwung zu unterstützen«, sagt Frerichs. Ihrem Kollegen
Mario Ohoven vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft reicht
»momentan« zur »Sicherung des Aufschwungs« eine Reduzierung auf fünf
Wochen Urlaub. Als Gründe führt er den Fachkräftemangel an, aber
auch, dass derzeit »jeder gebraucht« werde. Sind wir jetzt alle
Facharbeiter? Und bekommen wir alle einen Job?
Die Argumente sind wirr, und ernst nehmen muss man die Vorschläge
im Detail sicher nicht. Ernst ist aber ihr Hintergrund: Deutschland
wurde Exportweltmeister auf Kosten der Beschäftigten. Die Milliarden
für Unternehmen und Banken während der Krise gehen in Form von
»Sparpaketen« auf Kosten der Beschäftigten und Erwerbslosen. Während
die Reallöhne im letzten Jahrzehnt insgesamt sanken, stagnierten sie
bislang wenigstens in Zeiten des Aufschwungs. Die Beschäftigten
künftig auch noch den Aufschwung zahlen zu lassen, wäre der nächste
Schritt.
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