Die Freudenfeste in Yangon sind verständlich.
Längst überfällig war die Freilassung Aung San Suu Kyis. Denn die von
Myanmars Militärs verfügte mehrfache Verlängerung ihres Hausarrestes
entbehrte vernünftiger rechtlicher Grundlagen. Ohnehin ließ sich
nicht verhindern, dass die Tochter des legendären
Unabhängigkeitsgenerals Aung San ihren Einfluss auf die Gesellschaft
im Vielvölkerstaat Myanmar ausübt. Trotz der Isolation strahlte die
Aura der Demokratie-Ikone vielmehr noch heller.
Groß sind die Hoffnungen, die sich mit ihrer Freilassung
verbinden. Wird die »Lady« sie erfüllen? Myanmar befindet sich in
einer Phase zaghaften Übergangs. Mögen die Wahlen der vergangenen
Woche auch weder frei noch fair gewesen sein: Selbst Kritiker der
Militärs sehen eine Chance auf langfristigen Wandel – durch
Annäherung. Anders als Suu Kyi, die zum Boykott des ersten Wahlgangs
nach 20 Jahren aufrief, so wie sie ihre Partei 1995 zum Boykott der
Nationalversammlung getrieben und sie damit der Möglichkeit beraubt
hatte, an der Ausarbeitung der neuen Verfassung mitzuwirken.
Frontalopposition aber hat den Völkern Myanmars bisher wenig Gutes
gebracht.
Großen Mut hat Aung San Suu Kyi zweifellos bewiesen. Von Kennern
wird sie allerdings auch als hitzig und rechthaberisch beschrieben.
Jetzt müsste sie Weisheit offenbaren. Ihr Plädoyer für einen Dialog
lässt darauf hoffen. Freilich wäre eine Bereitschaft der anderen
Seite die Voraussetzung.
Pressekontakt:
Neues Deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1715