E in heißer Krieg zwischen Kolumbien und
Venezuela ist vielleicht nicht hochwahrscheinlich, gänzlich
ausschließen mag man ihn freilich nicht mehr. Zu offensichtlich
versucht Kolumbiens am 7. August scheidender Präsident Álvaro
Uribe, ein vermintes Feld zu hinterlassen, Provokation reiht sich an
Provokation. Die Evidenz der von Kolumbien vorgelegten Belege für
FARC-Guerilleros auf venezolanischem Gebiet ist zumindest
zweifelhaft. Unklar ist, wie weit Uribe zu gehen bereit ist und
welches informelle Mandat er von den USA hat.
Klar ist dagegen, dass in Kolumbien viele geopolitische und
geostrategische Interessen auf dem Spiel stehen. Bogotá kommt in der
US-Außenpolitik eine Schlüsselrolle für die westliche Hemisphäre zu.
Die von Uribe Washington 2009 offerierten sieben Militärbasen haben
fast ganz Südamerika beunruhigt. Die Kooperation richtet sich nicht
nur gegen die Linksregierungen Venezuelas, Ecuadors und Boliviens,
sondern sie zielt auch gegen das moderate, aufstrebende Brasilien.
Selbst die eigentlich auf Ausgleich bedachte Regierung Lula sieht die
Rolle Kolumbiens als große Gefahr, weil es ein Interesse der USA
gibt, nicht nur die Erdölreserven, sondern auch die Bioreserven des
Amazonasgebietes zu kontrollieren. Unter der Obama-Administration mag
sich der Ton verändert haben – die strategischen Interessen jedoch
sicher nicht. Es ist nur offen, ob sie die auch im Südamerika des 21.
Jahrhunderts mittels Kriegen sichern.
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