Das Ergebnis der Nachwahl in Alabama habe »ihren
Glauben an die Menschheit wiederhergestellt«, schrieben Dienstagnacht
Nutzer auf Twitter. Doch in der allgemeinen Erleichterung über die
Wahl des Demokraten Doug Jones in den US-Senat ging etwas unter, wem
das progressive Amerika diesen scheinbaren Sieg der Vernunft vor
allem zu verdanken hatte: schwarzen Frauen. Vor vier Wochen hatten
mehrere Frauen den Republikaner Roy Moore beschuldigt, sie in der
Vergangenheit sexuell belästigt zu haben. Die jüngste Betroffene war
damals 14 Jahre alt. Zumindest viele Frauen würden nun für Jones
stimmen, hätte man vielleicht vermutet. Doch die
CNN-Nachwahlbefragung zeigt: 63 Prozent der weißen Frauen stimmten
für Moore. Für den Sieg der Demokraten sorgten Alabamas schwarze
Frauen. Schon bei den Präsidentschaftswahlen 2008, 2012 und 2016
waren sie jene demografische Gruppe, die in den USA am
zuverlässigsten zur Wahl ging. Die Stimmen einer mehrfach
diskriminierten Gruppe waren im mehrheitlich weißen und tief
konservativen Alabama das Zünglein an der Waage. Sie bescherten dem
ehemaligen Staatsanwalt Jones, der zwei Ku-Klux-Klan-Attentäter
angeklagt hatte, die bei einem Bombenanschlag 1963 vier schwarze
Mädchen töteten, entscheidende Stimmen für seinen hauchdünnen
Vorsprung von 1,5 Prozent. 98 Prozent der schwarzen Frauen votierten
für Jones, ihre Wahlbeteiligung war zudem deutlich höher als die
schwarzer Männer.
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