neues deutschland: Kommentar zum Krieg in Nordsyrien: Kampf an zwei Fronten

Die Beziehung zwischen der Assad-Regierung und der
Nordsyrischen Föderation, auch bekannt als Rojava, ist komplex.
Gelegentliche Scharmützel wie Kooperation prägen den seit
Kriegsausbruch geltenden Waffenstillstand. Die jüngst nach dem
türkischen Einmarsch in Afrin veröffentlichte Erklärung der
Kanton-Führung irritiert zunächst: Warum fordern die Kurden von Assad
– dem vermeintlichen Gegner im Kampf um die Zukunft Syriens – die
Sicherung der Grenze?

Noch ist es zu früh, um eine befriedigende Antwort zu geben.
Fragliche Punkte sind Umfang und Bedingungen der geforderten
Intervention. Verschiedene Lesarten wären bisher möglich:

Erstens: Auch wenn die Bodenkämpfe derzeit erfolgreich verlaufen,
benötigt Afrin Luftunterstützung, um eine Zerstörung der
Infrastruktur zu vermeiden. Die USA und Russland verweigern Hilfe,
Assads Unterstützung wäre an eine stellenweise Aufgabe der
Selbstverwaltung geknüpft.

Zweitens: Die Erklärung war ein diplomatischer Schachzug. Falls
Assad nicht reagiert, verliert er weiter an Legitimation, die USA
erhalten eine Warnung, ihre Bündnisverpflichtung ernst zu nehmen, die
Interessengegensätze zwischen Damaskus, Moskau und Ankara werden
deutlich gemacht.

Der Kampf Rojavas findet offensichtlich an zwei Fronten statt:
Militärisch muss es sein Überleben gegen Erdogan verteidigen,
politisch seine Unabhängigkeit gegen Assad. Je schlechter der
Frontverlauf, desto größer der Druck auf das politische Projekt.

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