Es ist eine Charmeoffensive, die das Fürchten lehrt
– und zwar die USA und Japan. Kim Yo Jong, Schwester von Nordkoreas
Machthaber Jong Un, versteht es, mit jedem Lächeln und jeder Geste
das Sportliche bei den Olympischen Spielen ins Abseits und Nordkorea
in den Mittelpunkt zu stellen. »Ich hoffe, dass Pjöngjang und Seoul
in den Herzen unserer Bürger näher rücken und die nahe Zukunft zu
Vereinigung und Wohlstand führt«, schrieb Kim ins Gästebuch des
Präsidentenpalastes in Seoul. Das geht aber nur über Südkoreas
Abwendung von Washington.
US-Vizepräsident Mike Pence und der japanische Premierminister
Shinzo Abe würdigten Kim keines Blickes, als sie bei der
Eröffnungsfeier von Südkoreas Präsidenten Moon Jae In fast
überschwänglich begrüßt wurde. Auch wenn Moon formal die Einladung in
den Norden an Bedingungen knüpft, die USA müssen hilflos mit ansehen,
wie Nordkorea sie ausmanövriert: Moon wird die Einladung kaum
Ausschlagen. Kim Jong Un gelingt es, in Anwesenheit des
Vizepräsidenten der USA den Spalt zwischen Südkorea und den USA zu
vertiefen.
In Südkorea ist die Öffentlichkeit genervt vom Kapern der Spiele
durch den Norden. Kaum jemand traut Kim Jong Un. Und eine Abkehr von
den USA will auch niemand. Das stört Kim nicht weiter, denn selbst
wenn seine Strategie nicht aufgeht, ändert sich nichts am Status quo.
Und so spielt der Nordkoreaner weiter die Olympischen Spiele – und
verdonnert die USA zum Zuschauen.
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