neues deutschland: Kommentar zu Kim Jong Uns Besuch in Peking: Eine Reise als Versicherung

Kim Jong Un fühlt sich offenbar wohl daheim. Seit
er dort 2011 die Macht übernahm, hat er Nordkorea nie verlassen,
zumindest nicht offiziell. Das könnte aber auch daran gelegen haben,
dass er bisher nirgends willkommen war. Überraschend, aber nicht
unerwartet besuchte Kim nun Xi Jinping in Peking. Das Verhältnis
zwischen China und Nordkorea hatte sich nach diversen Raketentests
Pjöngjangs in den vergangenen Jahren deutlich abgekühlt. Und auch die
diplomatische Initiative, mit der Nordkoreas Machthaber seit Januar
aufwartet und die zu Gipfeltreffen mit Südkoreas Präsidenten Moon Jae
In und dem US-Präsidenten Donald Trump führen soll, ließ China nur
als Nebendarsteller zurück.

Für beide Seiten dürfte der Besuch einen Ausweg aus ihren
unterschiedlichen Befürchtungen bieten. Kim braucht eine
Rückversicherung, sollten die Gespräche mit Moon und, vor allem, mit
Trump scheitern. In diesem Fall könnte China einspringen und eine
Vermittlerrolle einnehmen – oder dem Land Sicherheitsgarantien
bieten.

Und China? Genervt von Kims Alleingängen, hatte Peking die
US-Sanktionen gegen Nordkorea mitgetragen, mit empfindlichen
Auswirkungen auf die dortige Wirtschaft. Dass Kim drei Tage, nachdem
die USA Strafzölle gegen China eingeführt haben, auf Einladung des
chinesischen Präsidenten nach Peking reiste, ist auch eine Warnung
Xis an Trump: Weltpolitik ist im 21. Jahrhundert nicht mehr ohne
China möglich.

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