neues deutschland: FARC-Politiker Estrada: Das Ziel ist Machtaufbau von unten

In Kolumbien ist der Friedensprozess ein Jahr nach
dem Abkommen zwischen FARC-Guerilla und Regierung durch
Entscheidungen des Verfassungsgerichts und des Kongresses ins Stocken
geraten. „Doch ein Friedensprozess lässt sich nicht auf ein Jahr
reduzieren, wir stehen vor einem Prozess, der zehn Jahre oder gar
eine ganze Generation dauern wird“, sagte der Universitätsprofessor
Jairo Estrada der in Berlin erscheinenden Tageszeitung „neues
deutschland“ (Mittwochausgabe). Estrada, Vorstandsmitglied der zur
Partei umgewandelten FARC sieht das Problem vor allem bei der
scheidenden Regierung Santos, der es im Angesicht der Wahlen im
kommenden Jahr zunehmend schwergefallen sei, „Mehrheiten zu
organisieren. Ihr hat es aber auch an politischem Willen und Kühnheit
gefehlt.“ Die FARC sieht er aussichtsreich bei den Wahlen 2018: „Es
liegen uns Studien vor, die darauf hindeuten, dass die FARC bei den
Wahlen einiges erreichen kann.“

Der FARC geht es politisch nicht um die Übernahme der Regierung:
„Das Verständnis von Macht reduziert sich bei der FARC heute nicht
auf das Erstreiten von Machträumen innerhalb des Staates oder die
Machtübernahme, sondern ist eng mit der Idee des Machtaufbaus »von
unten« verbunden. Die Guerillas in Kolumbien waren immer auch lokale
Macht, haben diese aufgebaut oder Prozesse sozialer Organisationen
angestoßen. Dieses historische Erbe wird sich nun vollends entfalten
können.“

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