Neue Presse Hannover: Kommentar zum Thema Internet/Straftäter

Die Hexenverbrennung in Deutschland ist ja zum
Glück vorbei, aber der mittelalterliche Pranger ist wieder stark im
Kommen. Jedenfalls wenn es nach populistisch einschlägig bekannten
Innenpolitikern wie CSU-Mann Norbert Geis, seinen Parteikumpel
Joachim Herrmann und den Christdemokraten Reinhard Grindel geht. Die
wollen eventuell noch gefährliche Straftäter, die ihre Haft
abgesessen haben, im Internet mit Namen, Foto, Anschrift
veröffentlichen. Eigentlich fehlt es nur noch, Lynchjustiz straffrei
zu stellen. Die Argumente der Sicherheits-Paten sind erst einmal
einleuchtend. Zumindest gefühlsmäßig. So will Polizeigewerkschafter
Rainer Wend „wissen, wenn ein Vergewaltiger in der Nachbarschaft
meiner Enkelin wohnt“. Da wird die Furcht vor dem bösen Fremden
geschürt – für die Enkelin ist zu hoffen, dass kein Vergewaltiger im
eigenen Haus wohnt. Die meisten Sexualstraftaten finden nämlich im
eigenen Umfeld statt – und bleiben oft im Dunkeln. Sexualstraftäter,
die als gefährlich gelten, dürfen von den Behörden beobachtet werden.
Mehr Sicherheit könnte dadurch gewonnen werden festzustellen, ob die
Ex-Häftlinge wirklich noch gefährlich sind. Das deutsche
Gutachtersystem ist da durchaus verbesserungsfähig. Aber: Eine
100-prozentige Sicherheit wird es leider nie geben – daran ändert
auch eine hysterische Debatte nichts.

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Neue Presse Hannover
Petra Rückerl
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