Jenseits der Vernunft
Aus dieser Woche bei der UNO-Vollversammlung in New York kann
Guido Westerwelle Kraft ziehen – er wird sie dringend brauchen. Die
Kritik am FDP-Chef frisst sich durch die Partei. Noch kann der
Außenminister sie parieren. Aber er weiß aus bitterer Erfahrung: Wer
einmal auf die abschüssige Bahn geriet, kann die Dynamik kaum
stoppen. Selbst die Dümmsten fühlen sich zum Spott ermutigt. Mit
Rationalität hat das alles längst nichts mehr zu tun.
In dieser fatalen Situation kommen für Deutschlands Chefdiplomaten
erste kleine Erfolge im Weltparlament UNO sehr gelegen. Kaum notierte
Beharrlichkeit im ersten Amtsjahr zeigt Früchte: Auch weil
Westerwelle rund um die Welt auch die kleinsten UNO-Partner besuchte,
darf Deutschland für zwei Jahre auf einen Platz im UNO-Machtzentrum
rechnen.
Klappt der Einzug in den Sicherheitsrat am 12. Oktober
tatsächlich, ist das ein Pfund, mit dem Westerwelle wuchern kann.
Langfristig wird es ihm kaum helfen.
Wer 80 Prozent seiner Arbeitszeit in die deutsche Chefdiplomatie
investiert, kann nicht Hinterbänkler zähmen, die jenseits aller
Vernunft die Büchsen spannen. Westerwelle sollte sich die Macht
stärker teilen mit seinem tüchtigen Generalsekretär Christian
Lindner. Nur so kann die FDP dem Tief entkommen.
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