Unrühmlich
Japan und die USA zählen zu den westlichen Industriestaaten, deren
Rechts- systeme unrühmlicherweise noch die Todesstrafe kennen. In
Europa und in vielen anderen Teilen der Welt hat sich dagegen eine
humanere Strafgesetzordnung durchgesetzt, die nicht auf Vergeltung
und Rache setzt. Hier zählt: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Dieser Grundsatz gilt für jeden – unabhängig davon, ob er ein
Schwerstkrimineller ist. Der Staat, der über Leben und Tod urteilt,
überschreitet diese moralische Grenze und läuft Gefahr, im Falle
eines Justizfehlers selbst zum Mörder zu werden.
Japans noch junge Mitte-links-Regierung setzt die altertümliche
Hinrichtungspraxis fort. Dass ausgerechnet eine Gegnerin der
Todesstrafe, Justizministerin Keiko Chiba, zwei Mörder zu den Henkern
schickte, offenbart den Druck der öffentlichen Meinung: Die
Zustimmungsraten für die Todesstrafe erreichen in Umfragen in Japan
teils mehr als 80 Prozent. Die Ankündigung der Ministerin, sie wolle
eine Debatte über Henker und Gehenkte anstoßen, wirkt daher wenig
Erfolg versprechend.
In Deutschland mögen viele die Todesstrafe für barbarisch halten.
Vor Hochmut sei jedoch gewarnt: Schenkt man seriösen Studien Glauben,
wünschen sich nicht wenige japanische Verhältnisse.
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