Neue OZ: Kommentar zu „Thor Steinar“

Mit Wortwitz gegen Rechtsextreme

Die Firma Mediatex hat die juristische Auseinandersetzung gesucht
– und ein klassisches Eigentor geschossen.

Die Marke „Thor Steinar“, die der Modehersteller produziert, ist
dem brandenburgischen Verfassungsschutz zufolge ein
„identitätsstiftendes Erkennungszeichen unter Rechtsextremisten“.
Andere Unternehmen sind über eine solche Kundenklientel wenig
erfreut, wie etwa das britische Modelabel „Lonsdale“, das über Jahre
ebenfalls gerne in der rechten Szene getragen wurde.

Während Lonsdale mit Werbekampagnen ausdrücklich auf Distanz zu
rassistischem Gedankengut ging, machte Mediatex andere Schlagzeilen –
und verklagte eine Initiative gegen Rechtsextremismus und ihre
tierische Satire. Einen Comic-Storch vor Gericht zu zerren zeugt in
erster Linie von mangelndem Humor. Es drängt sich der Eindruck auf,
dass es um mehr ging als nur ums Markenrecht. Der Rechtsstreit hatte
mindestens unterschwellig auch eine politische Komponente. Mit der
Entscheidung des Nürnberger Landgerichts, dass die Initiative weiter
ihren „Storch Heinar“ vermarkten darf, kommt der von Mediatex
angestrebte Prozess nun als Bumerang zurück.

Neben den Erkenntnissen für das Markenrecht bleibt vor allem eine
Lehre: Im Kampf gegen radikale Gruppen bedarf es nicht zwangsläufig
eines Parteienverbots. Manchmal reicht schon Zivilcourage – und ein
bisschen Wortwitz.

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