Neue OZ: Kommentar zu Tarife / Metall / Beschäftigungssicherung

Den Versuch wert

Die Idee ist nicht neu: Unternehmen, denen gerade die
Auftragsbücher überlaufen und die nicht wissen, wie sie ihre Termine
halten sollen, leihen sich beim Nachbarbetrieb erfahrene
Arbeitskräfte aus. So stopfen sie ihre kurzfristigen Löcher,
erledigen ihre Verpflichtungen und empfehlen sich für weitere Arbeit.
Von dieser Idee, leicht abgewandelt, lebt seit Jahren eine ganze
Industrie, die Zeitarbeitsbranche. Nur sind hier die Arbeitnehmer,
die ausgeliehen werden, geringer entlohnt als die fest angestellten
Mitarbeiter der Stammfirmen. Seit Jahren ein Zankapfel zwischen
Zeitarbeitsfirmen, Gewerkschaften und Betroffenen.

Diesem Dilemma will die IG Metall in Hannover nun aus dem Weg
gehen. Neun große, tarifgebundene Firmen machen mit, immerhin gilt
die Regelung für 9000 Beschäftigte. Ein Präzedenzfall für
Deutschland? Vielleicht. Denn damit dieses System des
Personaltausches funktioniert, müssen die Voraussetzungen stimmen.
Betrieb A muss gerade viel Arbeit haben und Betrieb B gleichzeitig in
einer Flaute stecken, damit der erfahrene Metallarbeiter für eine
gewisse Zeit den Arbeitsplatz wechseln kann. Das muss zusammenpassen,
auch von der Qualifikation her. Man wird sehen, ob sich dieses System
bewährt. Schade, dass die Vereinbarung erst jetzt kommt. In der
echten Krise hätte sie mehr geholfen. Aber einen Versuch ist es wert.

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