Neue OZ: Kommentar zu Russland / Waldbrände

Eine hausgemachte Katastrophe

Das Land brennt – und der Präsident geht baden. Erst gestern
kehrte Dmitri Medwedew von seinem Urlaubsdomizil Sotschi in den
Moskauer Kreml zurück. Zwar war er im Fernsehen stets besorgt und mit
Handy am Ohr zu sehen. Doch das Staatsoberhaupt überlässt die Führung
in der größten Not seinem Amtsvorgänger, der am anderen Ende der
Telefonleitung den Krisenmanager mimt.

Wladimir Putin, der vor genau zehn Jahren noch versuchte, das
Kursk-Unglück in der Hängematte auszusitzen, eilt diesmal von
Brandherd zu Brandherd und verspricht den Opfern schnelle Hilfe.
Schließlich sind schon in zwei Jahren Präsidentschaftswahlen. Und
kaum jemand bezweifelt, dass Putin noch einmal antreten wird.

Doch die perfekt inszenierten Auftritte des Premiers in den
kontrollierten Medien täuschen nicht über dessen eigene Fehler
hinweg. Schließlich hat das von ihm 2007 durchgesetzte Forstgesetz
dazu geführt, dass Kapazitäten bei der Brandbekämpfung massiv
abgebaut wurden. Statt einer staatlichen Forstverwaltung überließ man
Pächtern und örtlichen Verwaltungen die Natur. Vorsorgemaßnahmen
wurden ignoriert und Sümpfe trockengelegt, um Torf abzubauen. Der
brennt jetzt wie Zunder.

Schuld am Lodern von 7000 Waldbränden sind aber auch jene
rücksichtslosen Russen, die sich die Zigarette und das Schaschlik im
Wald nicht verkneifen können. Die Katastrophe, die Russland derzeit
erlebt, ist hausgemacht.

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