Eine Partei auf der Flucht
Falls die SPD Renten in diesem Land noch über ein soziales
Sicherungssystem auszahlen will, enttäuscht ihr sogenannter
Kompromiss zur Rente mit 67 maßlos. Erst im Jahr 2015 wollen die
Sozialdemokraten in die längere Lebensarbeitszeit einsteigen – und
vertagen so die überfällige Reaktion auf den demografischen Wandel.
Zudem sollen erst einmal 50 Prozent der 60- bis 64-Jährigen fest
angestellt sein, bevor die neue Rentenregelung greift. Wer dies
fordert, richtet sich bequem in der Opposition ein und verharrt im
Schulterschluss mit den meisten Gewerkschaften in einem überholten
Denken. Der Ansatz stimmt ja, die unter 65-Jährigen in Arbeit zu
halten oder zu bringen.
Das ist ohne Zweifel der erste Schritt. Doch die SPD aktiviert die
Erfahrung älterer Menschen nicht, indem sie den Arbeitsmarkt nur auf
Wiedervorlage beobachtet. Sie muss mit der Bundesregierung Druck auf
die Arbeitgeber ausüben, den Anteil der über Jahrzehnte bewährten
Kräfte zu erhöhen. Der zweite Schritt hingegen muss jetzt schon
vorbereitet werden. Er besteht darin, sich Stück für Stück der Rente
mit 67 anzunähern. Schließlich werden immer mehr Ruheständler von
immer weniger Arbeitnehmern gestützt. Soll die Rentenkasse
einigermaßen gefüllt sein, braucht sie von jedem Beitragszahler über
längere Zeit Einnahmen. Alles andere käme einer Flucht vor
gesellschaftlicher Verantwortung gleich. Doch von Reformwillen und
mutiger Modernisierung hat sich die SPD verabschiedet.
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