Gelebte Menschlichkeit
Rollt nach der Jahrhundertflut jetzt eine weltweite Hilfswelle für
Pakistan an? Hoffentlich. 20 Millionen Menschen steht das Wasser bis
zum Hals. Haus, Vieh und Ernte vieler Familien sind vernichtet
worden. Seuchen breiten sich aus. Warum die Spendenbereitschaft im
Westen angesichts dieser Katastrophe zunächst beschämend gering
ausgefallen ist, darüber lässt sich nur spekulieren: Lag es an der
Urlaubszeit, an zu geringer Medienberichterstattung? Oder daran, dass
Pakistan ein korruptes Land ist, das mehr für Atomwaffen und Militär
ausgibt als für Schulen – und Hochburgen von Taliban und El Kaida
beherbergt?
Was zählt das schon für eine Mutter, die ihr Baby vor den Fluten
retten will, oder für einen Vater, der Brot für seine hungernde
Familie sucht? Es kommt jetzt auf Solidarität an – auf gelebte
Menschlichkeit, die größer ist als Krieg und Hass, Vorurteile und
politischer Streit. Die jetzt wachsende Spendenbereitschaft macht Mut
und Hoffnung. Das pakistanische Drama verdeutlicht aber einmal mehr,
wie sehr Europa eine humanitäre Eingreiftruppe benötigt. Es mangelt
an Hubschraubern, Transportflugzeugen und Einsatzkräften. Europa gibt
sich gerne als helfende Friedensmacht. In der Praxis klaffen Anspruch
und Wirklichkeit aber oft weit auseinander.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207