Neue OZ: Kommentar zu Notfälle / Loveparade

Die Jagd nach Sündenböcken

Jämmerlicher geht es kaum. Die Jagd nach Sündenböcken ersetzt die
sachliche Suche nach den Ursachen für das Loveparade-Unglück. Mit
Ruhm bekleckert sich jedenfalls derzeit keiner der Akteure, die in
die Planungen zur Raverparty involviert waren.

Die Polizei schießt verbal gegen Stadt und Veranstalter, die
Verwaltung rückt die Beamten in ein schiefes Licht, und Organisator
Lopavent weist weiter alle Schuld von sich. Ãœber allem schwebt die im
Stundentakt wiederholte Rücktrittsforderung an Oberbürgermeister
Adolf Sauerland. Als ob das etwas ändern könnte. Ein solcher Schritt
milderte weder den Schmerz der Angehörigen, noch trüge er zur
Aufklärung bei. Sauerland soll ruhig im Amt bleiben, bis die
Ermittlungen abgeschlossen sind. Steht fest, dass er entscheidende
Fehler gemacht hat, ist der Rücktritt fällig.

Die großen Verlierer der unsäglichen Debatten sind die Duisburger
und ihre Stadt. Deren Verlierer-Image dürfte auf Jahre zementiert
sein. Die aktuellen Schuldzuweisungen zermürben die Stahlstadt
weiter, weil sie Misstrauen säen. Immerhin: Innenminister de Maizière
zählt zwar zur langen Reihe der Sauerland-Kritiker. Doch sein
Vorschlag, künftig bei Großveranstaltungen – falls notwendig – den
Bundesländern die Federführung zu überlassen und auf
Qualitätsstandards zu achten, hebt sich wohltuend vom übrigen Gezeter
ab.

Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: 0541/310 207