So nüchtern wie möglich
Von den Hunderten von Konflikten auf der Welt um Grenzen, Gebiete
oder Ressourcen überragt derjenige im Nahen Osten alle in der
Bedeutung. Weil er so hasserfüllt geführt wird und die Rückschritte
die Fortschritte fast immer in den Hintergrund drängen. Die Welt wird
am 2. September gebannt gen Washington blicken, wenn unter
Vermittlung des Quartetts aus USA, Russland, EU und UNO Israels
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident
Mahmud Abbas direkt verhandeln sollen.
Zu erwarten ist von diesem Treffen eigentlich nichts. Denn die
Kernprobleme der Auseinandersetzung könnten herausfordernder nicht
sein: Die Heilige Stadt Jerusalem soll aufgeteilt werden, obwohl
Israelis wie Palästinenser doch jeder für sich diesen Ort als Wiege
ihrer Kultur beanspruchen. Zwei Staaten sollen neben- und miteinander
existieren, obwohl das für die israelische Seite – gerade für die
Hardliner im Kabinett Netanjahu – undenkbar erscheint.
Der Siedlungsbau Israels soll aufhören, obwohl er unaufhaltsam
wirkt und den Palästinensern längst viel Luft zum Atmen genommen hat.
Zu allem Überfluss soll die radikal-islamische Hamas in Washington
nicht am Verhandlungstisch sitzen, obwohl sie das Sagen im
Gazastreifen hat und damit ein realer Machtfaktor ist. Immerhin wird
gesprochen, nicht geschwiegen. Das Gebot der Stunde ist maximaler
Pragmatismus und ein Hauch von Hoffnung. Ohne die geht nichts.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207