Von Daten-CDs und Theodor Storm
Der eine fragt: Was kommt danach? Der andere fragt nur: Ist es
recht? Und also unterscheidet sich der Freie von dem Knecht“, schrieb
einmal der Dichter Theodor Storm. Heutzutage kommen die Worte etwas
schwülstig daher, sind aber zu einem gängigen Sprichwort geworden –
mit dem Problem, dass, bei Lichte betrachtet, keiner genau weiß, wer
hier eigentlich frei und wer der Knecht ist. Ist der frei, der sich
um die Folgen nicht schert? Oder der, der seine moralische Integrität
erhalten und sich nicht zum Knecht profaner Dinge machen will – etwa
auch der Strafverfolgung mit illegitimen Mitteln?
Genauso schwierig, wie Storms Vierzeiler zu deuten ist, gestaltet
sich die Abwägung, ob der ethisch eindeutig falsche Kauf von
Steuer-CDs trotzdem berechtigt sein kann. Letztlich steckt dahinter
die Frage, wie viel die Werte wert sind. Und da müsste fast 200 Jahre
nach Storms Geburt doch eigentlich in jedem einzelnen Fall klar sein,
ob Folter, Religionen, Korruption oder geklaute Daten: Ein Staat, so
wie Deutschland sich versteht, darf Rechte nicht auslegen, wie es ihm
gerade passt. Kirchtürme erlauben etwa, Minarette aber nicht.
Datendiebstahl verurteilen – ihn aber, wenn er einen Vorteil davon
hat, als Hehler sogar nach Kräften fördern. Dass illegale Geldanlagen
selbst den Anlass liefern, zählt dabei nicht. Das tut letztlich jede
Straftat. Geboten ist größter Druck auf Steueroasen, um sie per
Abkommen oder Gesetz auszutrocknen – nicht aber auf unrechte Art
unfrei zu werden.
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