Neue OZ: Kommentar zu Kriminalität / Gewalt / Ameland

Das Risiko im Kinderzimmer

Die schlimmen Taten von Ameland schockieren mit täglich neuen
Details. Die vollständige Aufklärung der Verbrechen unter Kindern und
Jugendlichen ist ebenso wichtig wie die angemessene Bestrafung der
Schuldigen und die Lehren, die aus den unfassbaren sexuellen
Übergriffen gezogen werden müssen. Immer mehr Indizien und Aussagen
deuten darauf hin, dass die Vergewaltigungen im Schlafsaal zumindest
teilweise hätten verhindert werden können. Das mögliche Versagen der
Betreuer wiegt schwer. Hilferufe verzweifelter Kinder müssen in jedem
Einzelfall ernst genommen und konsequent verfolgt worden. Dafür
braucht es eigentlich keinen freiwilligen Qualifikationsnachweis in
Form einer Jugendleitercard.

Individuelles Versagen von Aufsichtspersonal muss aber genauso
betroffen machen wie der unkontrollierte Zugang zu Pornografie im
Internet für Kinder und Jugendliche. Über erschreckende Sexpraktiken
mit Gegenständen wissen manche 13- und 14-Jährige offenbar mehr als
ihre Betreuer. Eltern, die zu Recht den sexuellen Missbrauch von
Ameland anprangern, müssen sich selbstkritisch fragen, ob sie die
Risiken durch Computer im Kinderzimmer tatsächlich jederzeit
beherrschen. Die schlimmen Taten von Ameland sind nach juristischer
Bewertung Verbrechen. Die minderjährigen Täter als Verbrecher zu
bezeichnen fällt aber schwer.

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