Neue OZ: Kommentar zu Konjunktur / BIP

Erstaunlich schnell

Vor Euphorie sei gewarnt: In den ersten sechs Monaten 2010 hat
sich die deutsche Wirtschaft zwar als Konjunkturlok für die ganze
Eurozone erwiesen, doch 2009 war sie mit einem Rückgang ihrer
Leistung um fast fünf Prozent noch ein starker Bremser gewesen.
Insofern hat sich in diesem Jahr eine Rückkehr zur Normalität
vollzogen – und es bleibt abzuwarten, ob dies bis 2011 anhält.

Erstaunlich ist allerdings, wie schnell sich die Weltwirtschaft
von schwersten Erschütterungen wie dem Platzen der US-Immobilienblase
und der nachfolgenden globalen Finanzkrise erholt und so die
deutschen Exporte wieder ankurbelt. Jetzt zeigt sich, wie sinnvoll in
der Krise die staatlichen Konjunkturpakete und die Ausweitung der
Kurzarbeit waren. Sie haben dazu beigetragen, dass den Deutschen
massiver Stellenabbau wie in anderen Ländern erspart blieb. Und
wahrscheinlich war die Große Koalition beim Ausbruch der Krise die
bestmögliche Regierung in Berlin, weil sie pragmatisch handeln
musste.

Jetzt stellen sich aber prinzipielle Fragen: Wie lässt sich der
Export verstetigen, wenn Schwellenländer wie China technologisch
rasant aufholen? Und kann das Euro-Bündnis funktionieren, wenn der
Aufschwung an Griechen oder Spaniern vorbeigeht? Den für die
Wirtschaft zuständigen Managern mag ihre Arbeit nun leichterfallen,
für Politiker gilt das nicht automatisch.

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