Neue OZ: Kommentar zu Griechenland / Israel / Konflikte / Nahost

Diplomat auf Amateur-Niveau

Berechenbarkeit stabilisiert die Außenbeziehungen eines jeden
Landes. Deshalb sagt es eine ganze Menge über die Politik der
Regierung Netanjahu, dass es Israel derzeit vor allem an
Berechenbarkeit mangelt. Typisch dafür: Benjamin Netanjahu reist nach
Griechenland, um das EU- und NATO-Land möglichst für eine intensive
militärische Zusammenarbeit zu gewinnen. Aber kurz vor dem Abflug
posaunt er drauflos. Sagt, einer Einladung zu Friedensverhandlungen
mit den Palästinensern folge er nur, wenn sie allein von den USA
komme. Nicht etwa vom Nahost-Quartett, in dem sich die EU, mithin
auch Griechenland, für Frieden engagiert.

Das ist Diplomatie auf Amateur-Niveau, Ausdruck einer
irrlichternden und auf Konfrontation fixierten Außenpolitik. Sicher,
an der bedauerlichen Eintrübung der Beziehungen zur Türkei trägt
Israel gewiss nicht allein die Schuld. Aber Netanjahu und sein
ultranationalistischer Außenminister Avigdor Lieberman haben noch
nicht einmal ernsthaft versucht, der Entfremdung Einhalt zu gebieten.
Nicht anders im schwer belasteten Verhältnis zu den USA.

So kann der Ertrag dieser Griechenland-Visite nur gering
ausfallen. Denn die Gastgeber werden sich weder gegen ihre türkischen
Nachbarn in Stellung bringen lassen noch ein enges Zusammenspiel mit
einem so wenig berechenbaren Partner wagen. Was einmal mehr beweist:
Mit dieser Regierung macht Israel keinen Staat.

Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: 0541/310 207