Neue OZ: Kommentar zu Familie / Sorgerecht / FDP

Von Vätern und Vätern

Auf den ersten Blick ist es ein zeitgemäßer Vorschlag: Längst ist
eine unverheiratete Mutter nicht mehr automatisch ein einsamer
Problemfall, wie es vor Jahrzehnten noch gewesen sein mag.
Familiengründung ohne Trauschein ist heute für einen großen Teil der
Bevölkerung ein ganz normaler Lebensentwurf. Diese veränderte
gesellschaftliche Realität würde durch ein Gesetz anerkannt, das
ledige Väter den verheirateten rechtlich gleichstellt. Bislang war
für unverheiratete Paare ein vielleicht ungerechter, aber doch
harmloser Gang zum Jugendamt nötig, um das gemeinsame Sorgerecht
eintragen zu lassen – das bliebe ihnen künftig erspart.

Aber damit ist nicht das ganze Bild abgedeckt. Es gibt immer noch
genug Väter, die sich für ihr Kind nicht interessieren. Solche Männer
müssten Frauen nach dem neuen Gesetz erst vor Gericht aus der –
sowieso nicht wahrgenommenen – Verantwortung befördern, um überhaupt
allein irgendeine Entscheidung für ihr Kind fällen zu dürfen.

Und es gibt echte Problemfälle, bei denen Frauen vor ihren Männern
beschützt werden müssen. Das würde schwieriger werden, hätten die
automatisch alle Rechte am Kind.

Auf der anderen Seite aber stehen die Väter, denen die Frau aus
persönlichen Gründen den Weg zum Kind versperrt – wohlmeinende, aber
boykottierte Väter. Für diese Gruppe schließlich brächte das Gesetz
die lang ersehnte Gerechtigkeit.

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